dort vor, wo heute im appellativischen Gebrauch Wiese gilt (BadWb 3, 576;
ROOS 1966, 291-299; WENN INGER 1997, 60).
Wie oben dargestellt wurde, kommt Matte im Eisass nahezu flächende¬
ckend vor; entsprechend zahlreich sind die Nachweise im Wörterbuch der el-
sässischen Mundarten. Matt(e) f. hat hier die Bedeutung ,Matte, Wiese4 und
bildet zahlreiche Komposita, die über die Art der Nutzung (z. B. Tierhaltung:
Hetschenmatt, Munnimatt, Stiermatt), die Lage (Nebensmatt) oder die Boden¬
beschaffenheit (Sormatt)'95 Auskunft geben (ElsWb 1, 735E). Im Femininum
Mattenschuße ,Spaten4 (Steinbach, Arr. Thann) ist Matte mit dem elsässi-
schen Mundartwort für die Schaufel zusammengesetzt (ElsWb 2, 399), vgl.
auch Namenartikel Nr. 30: Schiffei, Schüffel.
Als Appellativ ist Matt f. ,Matte, Wiese4 für die lothringischen Kantone
Fenetrange / Finstingen und Sarrebourg / Saarburg nachgewiesen (DtLothrWb
357). Die in der Ortsbeschreibung des Reichslandes Elsass-Lothringen zahlreich
enthaltenen Matte-Namen sind bei MÜLLER 1931,220-224 zusammengestellt.
Nicht mehr gebräuchlich ist das Wort in der pfälzischen Mundart. Histori¬
sche Belege zeugen jedoch vom früheren Vorhandensein von Matte f. , Wiese,
die gemäht wird4: 1555 mit... Äkkern, Matten, Gärten; 1615 Weßerung uf den
Wießen oder Matten ( PfälzWB 4, 1217f.).
Matte hat früher wohl gerade noch das südliche Hessen erreicht, wenn die
wenigen Flurnamenbelege des Südhessischen Flurnamenbuchs (SHessFln
669: 1495 Jme matten teyll, rezent Mattental:; 1613 im Mattenklingen; 1651 im
Mattenloch; „vermutlich zu mhd. mate, matte [...]“), in denen das Wort nur
im Bestimmungsteil vorkommt, hierher gehören.
An der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert entstanden in der Offizin von
Johann Grüninger in Straßburg zwei Drucke des Huge Scheppel, einer Überset¬
zung der französischen Chanson de geste von Hugues Capet durch Elisabeth
von Nassau-Saarbrücken, die an der Stelle, wo die um 1455/56 im Auftrag von
Elisabeths Sohn geschriebene Hamburger Handschrift aus dem westmitteldeut¬
schen Bereich einfaches wysen verwendet, die Paarform wisse oder matt auf¬
zeigt.
Stärker als der hochsprachliche Ausgleich zugunsten von Wiese kommt in diesem
Wortpaar die lexikalische Differenz zwischen dem mitteldeutschen und schwäbi¬
schen Dialekt einerseits und dem Nieder- und Hochalemannischen andererseits
zum Ausdruck. [...] Die Paarform wisse oder matt, welche damit als unmittelbarer
Reflex von Herkunfts- und Bearbeitungsort des ,Hug Schapler1 interpretiert wer¬
den kann, liefert ein Beispiel für die Summierung einzellandschaftlich gültiger Le¬
xeme, wie sie Werner Besch als eine der Funktionen der Paarform im 15. Jahrhun¬
dert dargestellt hat (Bichsel 1999, 62).
395 Bestimmungswort ist das Adjektiv sohr ,ausgedörrt1, das aus dem Niederdeutschen
übernommen ist: mnd. sör ,trocken, dürr4 < westgerm. *sauza- ,trocken1 (Heider-
manns 471; Kluge 855); vgl. auch Namenartikel Nr. 32.
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