aber spät belegt und können fränkischen Import darstellen. 91 Im 8./9. Jahrhun¬
dert finden sich keine alemannischen Belege zu sal- (wohl aber zu selida). An¬
dere Namen enden auf -seil, -seilen und sind zu ahd. selida f. .Wohnung, Haus,
Hütte1 zu stellen (ebd., 848f.; Bach II. 2, § 594). Mit dieser Dentalableitung
werden auch im Bairischen Namen gebildet (BayWb 2, 268f,). Für den badi¬
schen Raum erkennt Kleiber 1957, 91 f. in den oberrheinischen Flurnamen
Selberg (Gemarkungen Kippenheim und Kippenheimweiler) und Selhof das
Element sei-, im Gegensatz zu SCHWÄBWB 5, 542. Ob sich hier die Bedeutun¬
gen ,zum Herrenhof zugeordnetes Flurstück1 und .grundherrlicher Hof recht-
fertigen lassen, ist nicht mit Sicherheit zu sagen, obwohl z. B. Kippenheim wohl
Reichsgut war.291 292
Auch in der weiteren Romania hat -sal-l-sel- Spuren hinterlassen: PlEL
1954 hat die für Spanien einschlägigen Ortsnamen analysiert,29' während
Ernst GAMILLSCHEG 1935 und 1970 der entsprechenden Ortsnamenüberliefe¬
rung in Frankreich und Italien eingehende Studien gewidmet hat.
Der Beitrag der Ortsnamenanalyse zur Rekonstruktion der ursprünglichen
Bedeutung von *sala-/*sali- ist umstritten. Die semantische Deutung (vgl.
oben Abschnitt B) der Ortsnamen dieses Typus als ,Herrenhaus4 wird von
Kurth 1896, 280ff. befürwortet, eine Auffassung, die er vom historischen
Bild der Siedlung der Franken in den einschlägigen Gebieten abhängig macht.
Petri 1, 1937, 664 denkt dagegen eher an saalartige Hallen, die zur Aufbe¬
wahrung von Feldfrüchten oder der Viehhaltung dienten. Diese Ansicht wird
u. a. mit der Deutung von Ortsnamen wie Hrindsele gestützt: Der im 7. Jahr¬
hundert belegte Name (vgl. Abschnitt B, Siedlungsname Nr. 1) lässt nach
PETRI durch das Bestimmungswort deutlich erkennen, dass altniederländi¬
sches -sele auch die Bedeutung ,Stall, Herberge für Mensch und Tier1 anneh¬
men konnte (ebd.).294 Eine eingehende Untersuchung der Namen auf -sele- im
mittelalterlichen germanischen Sprachgebiet im Hinblick auf ihre Bedeutung
stellt die Arbeit von Roelandts 1965 dar. Besonders aussagekräftig für ihn
sind, wie bereits von LlNDEMANS 1948 betont, die Zusammensetzungen mit
-sele, deren Bestimmungsteil eindeutig darauf hinweise, wozu das Gebäude
291 Arlesheim. Ortsgeschichte und Ortsname - Flurnamen der Gemeinde (Namenbuch
der Gemeinden des Kantons Basel-Landschaft; Arlesheim), Stiftung für Orts- und
Flurnamen-Forschung Baselland, Pratteln 2007, 38. - Laufen. Ortsgeschichte und
Ortsname - Flurnamen der Gemeinde (Namenbuch der Gemeinden des Kantons
Basel-Landschaft; Laufen), Stiftung für Orts- und Flurnamen-Forschung Baselland,
Pratteln 2007. 44.
292 Vgl. Kleiber 1986b; Ders. 1957, 91 f.
29-’ Joseph Maria PlEL: Rezension von: Walther von Wartburg: Die Entstehung der
romanischen Völker, 2. Auflage 1951, in: RF 65 (1954), 168-171.
294 Die westfälischen Namen lassen sich dagegen nicht sicher nach der Funktion von
sele deuten, vgl. Jellinghaus 151.
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