auch die Bedeutung Jauche, Jauchetümpel4 (SHessWb 1, 813f.). Die hessi¬
schen Flurnamen beziehen sich aber fast immer auf die ursprünglichere Be¬
deutung (Dittmaier 228; BUCK 1931, 206; SHessFln 738). Die vertretenen
mundartlichen Varianten gehen von mhd. phuol aus: [pu: 1] (in Nordhessen
stellenweise [pü:l]) und mit Senkung [po:l] zeigen Monophthongierung des
mittelhochdeutschen Diphthongs /uo/, [pouf paul] weisen Übergang zu stei¬
gendem Diphthong auf, während [pul], [pol] am Mittelrhein und in der Wet¬
terau auf eine mittelalterliche Nebenform mit kurzem Vokal /u/ (Weigand 2,
417) zurückzuführen sind (SFIessWb 1, 813f. und Wortkarte 111; HNassWb
2, 625 - das als Appellativ lebendige Wort ist in Nassau ohne den Südstreifen
verbreitet; Kehrein 1891, 311; FrankfWb 4, 2306). Im Westen und Norden
sind Flurnamen häufiger belegt als in den Räumen in Süd- und Osthessen,
wobei die noch dicht belegten Räume in der Wetterau und im Kinzigraum auf
die alten Sprachzusammenhänge zwischen dem Zentralhessischen und dem
Mittelfränkischen zurückzuführen sind (F(ESSFlnAtl Karte 111 und Kom¬
mentar). Mit Pfuhl gebildete historische Flurnamen lassen sich in Hessen bis
ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen: vgl. für das Gebiet an der mittleren Lahn
1641 im Puhlgen / auf dem PuI (Garbenheim, Lahn-Dill-Kreis); 1522 drei
virtheil am Pfulwege (Atzbach, Lahn-Dill-Kreis) (Jung 1985, 148, zur Sen¬
kung u > o § 9); für Südhessen 1468 in dem Pule, obwendig deß puls
(SHessFln 738).
Seine östliche Verbreitungsgrenze erreicht das Wort in Thüringen, wo
Pfuhl m. (mda. Fühl) ,feuchte Stelle auf Wiesen und Äckern; Pfütze, Jauche1
bedeutet: Das Wort hat sich kaum in Flurnamen niedergeschlagen (ThÜrWb
4, 1 161).
Das Wort Pfuhl ist in den rheinischen Mundarten allgemein verbreitet, ab¬
gesehen von folgenden Räumen: Gebiet der unteren Saar von Merzig an (in
Losheim, Lkr. Merzig-Wadem, kommt es nur noch in Flurnamen vor), Bit¬
burg westlich von Kyll, Gebiet der unteren Mosel von Kochern an und Sankt
Goar (wo pul ,Pudel4 in Sinne der Hunderasse bedeutet). Die dialektalen
Hauptvarianten entsprechen den allgemeinen Dialektverhältnissen: ln der
rheinfränkischen Mundart heißt Pfuhl pül, -ou-, öu-; die moselfränkischen Va¬
rianten in Saarlouis lauten -ü:-, -öu-\ sonst -ü:-, -ö:-; im Ripuarischen herrscht
die Variante pö:l; im Bergischen -ö:-, -ö-, -ou-, -ü(d)-; im Südniederfränki¬
schen -ö:-, -ou-', das Kleverländische hat pül. Die Hauptbedeutung ist Was¬
serlache, Pfütze, stillstehendes, meist faulendes Wasser4 (RheinWb 6, 797ff;
Lausberg/Möller 2000, Karte 71 Jauche). Mit Pfuhl (mda. Puhl, Pohl, Pol)
m. ,Lache, Pfütze, kleiner Weiher4 gebildete Flurnamen sind im Rheinfränki¬
schen, Moselfränkischen und Ripuarischen allgemein verbreitet. Im Nieder¬
fränkischen dagegen ist die Verbreitung solcher Namen nicht sehr groß
(DlTTMAlER 228). Die Flurnamenüberlieferung reicht bis ins 13. Jahrhundert
zurück: Um 1200 ist in Köln der Flurname Cradenpole, 1301 in Solingen der
Flurname van deme Vorspole belegt (ebd.; SHessFln 738). Ebenfalls als
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