und im Fachwortschatz (z. B. Salzkote .Salzsiedehütte4; Kotten ,Leprosorium‘
[regional]; siehe auch unten, Abschnitt C) vorkommt.
ln Toponymen Nordhessens, Niedersachsens, Westfalens, Ostfalens, Belgi¬
ens, der Niederlande und Englands ist Kotten bereits seit dem 9. Jahrhundert
und verstärkt ab dem 11./12. Jahrhundert belegt (Andrieüen 1990, 96;
Ekwall 1991, 124; EWN 3, 121 f.; Förstemann II, 1, 1720f.; Gysseling
574f.; Jellinghaus 123; Künzel/Blok/Verhoeff 488 [Register]; Udolph
2002a, 302f.; Udolph 2002b, 134; WATTS 2004, 160f.). Einige der älteren
Belege sind:
(1) iCotnn, Cothun, 9. Jh., am Köterberg (Kr. Lippe);
(2) Getokoton, 11. Jh. A., unbek. (Lkr. Flelmstedt);
(3) Kothuson, LH. 11. Jh., bei Werden, Stadt Essen;
(4) Koten bei Aardenburg (NL, Prov. Seeland): 1038 terram in Cota\
(5) Koten (NL, Prov. Utrecht): 1126 kop. 12. Jh. M. Coten\
(6) Kottern bei Oombergen (B, Prov, Ostflandem, Arr. Aalst): 13. Jh. A.
Cothem;233
(7) Kotthausen (Hof), Gde. Diemelsee (Lkr. Waldeck-Frankenberg): um
1115 kop. 15. Jh. in Cothusun.
C. Ausgehend von der allgemeinen Bedeutung ,minderwertiges Haus, Hütte4
entwickelt das nieder- und mitteldeutsche Wort Kotten die weiteren Bedeu¬
tungen ,Schuppen, Speicher4, .kleines Bauernhaus, z. T. mit etwas Nutzland4,
,Haus eines Tagelöhners4, .Kleinbauernstelle4.2’4 Auch Hütten, die für die Ver¬
richtung bestimmter Arbeiten vorgesehen sind, z. B. von Fischern, Hirten, Jä¬
gern, Köhlern, heißen Kotten. In Gebieten mit Salzgewinnung ist der Kotten zu¬
nächst eine Salzsiedehütte, dann auch der Anteil an einer Saline. Der Name der
Stadt Salzkotten (Kr. Paderborn) weist auf den Ursprung der Siedlung im 12.
Jahrhundert hin (DRW 7, 547f.;DWB 11, 1882-1884; MndHdWb II, 1,653).
Die Bedeutung ,Hütte, kleines Haus, bescheidene Wohnung, Haus eines
landwirtschaftlichen Arbeiters, Tagelöhners; abhängige, nicht volle Bauern¬
stelle, Kätnerstelle, Häuslerstelle4 hat Kotten hauptsächlich in Norddeutsch¬
land bewahrt, sowohl im appellativischen Wortschatz als auch in Flurnamen
(MndHdWb II, 1, 653; Scheuermann 1995, 129).
Davon ausgehend, dass zum Kotten in der Bedeutung .kleines Bauernhaus4
auch etwas Land gehören konnte, hat sich in Westfalen die Bedeutung .kleine
233 Haubrichs 2006, 12. Da mit *-haima .Hof zusammengesetzt, dürfte dieser Sied¬
lungsname auf ein höheres Alter zurückblicken.
234 Von Kate abgeleitet ist das Nomen Agentis Kätner .vorn Bauernhof abhängiger
Klein-, Nebenerwerbsbauer; Tagelöhner4. Die gleiche Bedeutung haben die auf Ko¬
te, Kotten zurückführenden Varianten Kötner, Köt(t)er sowie die mit einem zum
Verb sitzen gehörenden Hinterglied - vgl. Insasse - gebildeten Varianten Kossat,
Kossäte.
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