,Schlamm; Schmutz, Dreck4 (HambWB 2, 1076; TEN DüORNKAAT Koolman
2, 247ff.), Im Ostfriesischen kommt Klei (auch Klai) vor (TEN DOORNKAAT
Koolman 2, 247ff.). Schambach 1858, 102 führt für den niederdeutschen
Raum die Zusammensetzung Kleiboden m. bzw. Kleiland n. ,der Marsch¬
boden, -land4 auf. Das Nordharzer Wörterbuch (DamköHLER 1927, 99) ver¬
zeichnet Klei m. ,Lehm, Ton4. Im Brandenburgisch-Berlinischen ist Klei m.
,toniger Marschboden4 belegt (BranBerlWb 2, 1003).
ln Schleswig-Holstein bedeutet Klei (mda. klai) m. ,Schlamm, Lehm,
feuchte Erde4 oder es ist die Bezeichnung für die fette, schwere Marscherde.
Man unterscheidet blauen Klei, der aus den Gräben als Dung auf den Acker
geschafft, auch zum Deichbau gebraucht wird, und schwarzblauen Klei, der
härter ist als der blaue und dem Acker nicht zuträglich (SchleswHWb 3,
147). Das Wort ist auch in historischen Flurnamen belegt, vgl. z. B. 1662
Kleyes Dröen (Kirchspiel Büsum, Dithmarschen; FALKSON 2, 2000, 168f, und
524).
In Westfalen und im westlichen Niedersachsen sind außerdem Klei-Flurna¬
men weit verbreitet, überwiegend als Simplex oder in Verbindung mit Wör¬
tern zur Bezeichnung von ,Ackerland4, vgl. Kleifeld, Kleikamp (WESTFFLN-
Atl Nr. 25, S. 136ff).
In Hessen sind Klei-Flurnamen bis zur niederdeutsch-hochdeutschen Dia¬
lektscheide verbreitet: Flurnamen wie am Klei, auf dem Klei sind mehrfach in
den Landkreisen Kassel und Waldeck-Frankenberg belegt (WestfFlnAtl Nr.
25, S. 136ff.). Im Südhessen ist Klei als Appellativ nicht bekannt; Nach
SHessFln 577 kommt aber das Wort sonst in südhessischen historischen
Flurnamen vor, vgl. 1567 im Kleyen Gartten (Nieder-Modau, Lkr. Darmstadt-
Dieburg).
In den rheinischen Mundarten ist Klei m. (f.) ,fette, weiße (hellgraugrün¬
liche) Tonerde, undurchlässiger Boden; aufgewühlte, zähe Erde; Mörtel4 ap-
pellativisch im Ripuarischen (das Wort kommt vereinzelt auch in der Eifel,
beispielsweise in Prüm, vor), im Bergischen, Südniederfränkischen und Kle-
verländischen (RheinWb 4, 684f): Das Wort ist in historischen Flurnamen
belegt, vgl. 1338 Cleyge (Kr. Wesel), ca. 1450 tzom Cleye (Bergisch Glad¬
bach, Rheinisch-Bergischer-Kreis; Dittmaier 146).
Das Zeugnis aus dem Altkreis Prüm, das Vorkommen von Klei m. in Flur¬
namen des Saar-Mosel-Raums (siehe weiter unten) und die Existenz von klei,
kleige f. ,Lehmboden4 im Unterelsass (F, Bas-Rhin) in Flurnamen bereits aus
dem 13. Jahrhundert, vgl. 1277 Zu kleien (Wintzenheim) (HistWbEls 197;
Kleiber 1986a, 261 ff), sprechen für einstige Südausdehnung des Wortes.
Kleiber 1986a führt dies auf die fränkische Überschichtung des aleman¬
nischen Unterelsass während des 6. bis 8. Jahrhunderts zurück. Der onomas-
tische Befund im Unterelsass entspricht der Bodenbeschaffenheit des frucht¬
baren Kochersberger Hügellandes und der Vogesen-Vorbergzone unter Aus¬
schluss der feuchten Talsohlen und Riedflächen am Rhein und in der Ebene.
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