spektive zuletzt SPRINGER 1997, 1998). Für die sprachhistorische Seite dieses
Problems spielt die Beurteilung der ,eingebrochenen Brücke4 der Germania
submersa zwischen fränkischem Norden und fränkischem Süden sowie die
Frage nach dem siedlungsmäßigen Umfang der fränkischen Landnahme und
nach ihrem sprachlichen Niederschlag in Ortsnamen und Lehnwörtern in den
westlichen, jenseits der späteren deutsch-französischen Sprachgrenze situ¬
ierten Regionen eine nicht unerhebliche Rolle. Besonders schwer zu fassen
und folglich in der Forschung umstritten ist der sprachliche Charakter des von
den zuwandernden Franken gesprochenen, im 9./10. Jahrhundert endgültig
erloschenen , Westfränkischen4 (zum Begriff vgl. SCHÜTZEICHEL 1973a, 258,
zu seiner Kritik z. B. FELDER 1978, 96f.). Dass die Schließung dieser Räum¬
lichen Lücke4 für eine Gesamtbeurteilung der Sprache der merowingischen
Franken von eminenter Bedeutung wäre, haben schon die methodisch wich¬
tigen Arbeiten von Rudolf Schützeichel (1973a, 1973b, 1976) immer wie¬
der betont. Obwohl die Romanisten Ernst GAMILLSCHEG und Walther von
Wartburg hier vom Galloromanischen her wichtige Vorarbeiten geleistet
haben (vgl. Pfister 1972, 192), scheint dies jedoch ein Arbeitsfeld zu sein,
das Germanisten „eher abschreckt als anzieht“ (Haubrichs 1992, 643, vgl.
auch Haubrichs 1998; Pitz 2000a) und auf dem die Forschung daher in den
letzten Jahren kaum vorangeschritten ist - sieht man einmal von der gerade er¬
schienenen, ältere Beiträge zur Lautgeschichte zusammenfassenden Publikation
von Paul W. Brosman (1999) ab. Nicht zuletzt durch diese wichtige Arbeit
aber wird nun immer deutlicher,
[...] daß das ,klassische4 von Romanisten geprägte Bild, wonach die Germania
submersa im wesentlichen als die südliche Fortsetzung des Altniederfränkischen
und damit ausschließlich im Zusammenhang mit dem heutigen Niederländischen
zu sehen wäre, wohl der Differenzierung, teilweise auch der Korrektur bedarf.
Schon das Beispiel des 882 wohl in St. Amand, auf jeden Fall im linksrheinischen
Niederlothringen und in bilingualem Milieu entstandenen LudwJgsliedes zeigt,
auch wenn man einen oberschichtlichen Adressatenkreis in Rechnung stellen muß,
mit seinen niederfränkischen, mittel fränkischen und rheinffänkischen Elementen
eine im 9. Jahrhundert gerade noch lebendige sprachliche Beziehung auch zu den
Gebieten an Mosel und Mittelrheinf Auch die Arbeiten von Ruth Schmidt-
Wiegand zu den ,Malbergischen Glossen4 der Lex Salica, die die sprachliche
Grundlage des Westfränki sehen als ,niederfränkisch [...] mit mittel fränkischem,
vielleicht auch rheinfränkischem Einschlag'5 6 bestimmen, sowie die Untersuchun¬
gen von Wolfgang Haubrichs und Max Pfister zu den sogenannten .Pariser Ge¬
sprächen47 weisen in eine ähnliche Richtung (Pitz/Schorr 2003, 74).
5 Vgl. Schützeichel 1973a; Urmoneit 1973.
6 Schm idt-Wiegand 1991, 169.
Haubrichs/Pfister 1989.
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