folgt sein müsste. Das germanische Waldwort *haisja- und die lateinische,
von caedere abgeleitete Waldbezeichnung silva caedua'39 gehen von einer
Grundbedeutung ,schlagen' (idg. *kh2eid-) aus. Silva caedua ist das klassische
lateinische Wort für den Niederwald oder Hauwald; entsprechend ist sylva
incedua der ,bauwald, darinn man gar nichts darf abhawen' (DWB 10, 713,
Beleg Frankfurt 1597).
ln zahlreichen niederländisch-nordwestdeutschen Flur- und Siedlungsna¬
men ist westgerm. *haisja- gut belegt. Zum Teil ist der Diphthong erhalten,
zum Teil wurde er monophthongiert. Einige Belege zeigen eine Erweiterung
mit Dentalsuffix, als deren Ausgangsform germ. *haisipiU() anzusetzen ist. Je
nach Durchführung und Kombination dieser Lautentwicklungen ergeben sich
die Varianten He(e)s(i), Heis(i), He(e)st und Heist. Stammbildung und Genus
müssen differenziert betrachtet werden: Wie die historischen Belege zeigen,
ist einerseits von einem Neutrum - vielleicht einer neutralen Kollektivbildung
(vgl. Kluge 1926, § 65)* 141 - westgerm. *haisja- oder auch *haisi- auszu¬
gehen, andererseits muss daneben auch ein Femininum *haisjö angesetzt wer¬
den, vgl. z. B. den historischen Beleg aus dem VroegMnlWb 2, 1885: wil-
lem van der Heise (1292).
Der bei Tacitus142 im Akkusativ belegte Waldname siluam Caesiam stellt
eine Latinisierung des germanischen Wortes dar. Es handelt sich um einen
Wald bei Heisingen südlich von Essen:143 796 in silua qu$ dicitur heissi
(Lacomblet 1, Nr. 6).
Besonders alte Belege für westgerm. *haisja- bieten einige niederländische
Siedlungs- und Waldnamen (KÜnzel/Blok/Verhoeff 487 [Register]):144
Ruth Schmidt-Wiegand zum 60. Geburtstag. 2. Band. Berlin/New York 1986, 711-
721, hier 714f.
1,4 Weiteres zur Sippe um lat. caedere bei Elmar Seebold: Etymologie und Lautge¬
setz, in: Manfred MAYRHOFER/Martin PETERS/Oskar E. Pfeiffer (Hgg.): Lautge¬
schichte und Etymologie. Akten der Vi. Fachtagung der Indogermanischen Gesell¬
schaft, Wien, 24.-29. September 1978, Wiesbaden 1980, 431-449, Materialsamm¬
lung 450-484, hier 455f.
140 Gebildet mit neutralem Kollektivsuffix, vgl. Krahe/Meid 3, 1969, § 120-4.
141 Neutraleya-Stämme mit Kollektivpräfix ga~ sind häufig anzutreffen, z. B. ahd. gi-
stirri, gi-beini, gi-steini etc. Bildungen ohne ga- sind eher eine Seltenheit, allerdings
gibt es im Altnordischen einige Beispiele, darunter auch Baumkollektiva: anord.
birki n. .Birkenwald' < urgerm. *berkia- (De Vries 1961, 37).
142 Ann. I, 50, ca. 115 n. Chr., kop. 9. Jh. - Vgl. Robert Much: Silva Caesia, in: Zeit¬
schrift für Mundartforschung 11 (1935), 39-48.
14 ’ 834 kop. 10. Jh. A. Hesingi u. ö., germ. *Haisingja- n. ,die Gesamtheit der am
Walde Haisjö- Wohnenden' (Gysseling 1, 467).
144 Vgl. hierzu auch Gysseling 369, 463-467 und 1064. - Für Schleswig-Holstein
weist LaüR 1992, 317 und 321 die Toponyme Heese (1265 de Hesen, 1572 vth der
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