WOESTE 56). Für das Bergische Land, wo das Maskulinum vorherrscht, gilt
die im Rheinischen Wörterbuch (s. u.) angegebene Bedeutung; die Varianten
lauten Dreisch, Dresch und Driesch (Dittmaier 1956, 98 und 159;
LE1THAEUSER 1901. 195). Im Rheinland ist Driesch als Flurname allgemein
verbreitet (Dittmaier 54). Das Rheinische Wörterbuch verzeichnet neben
dem üblichen maskulinen und neutralen Genus auch das stellenweise Auftre¬
ten des Femininums, und zwar für den Raum Bitburg, wo es neben dem Mas¬
kulinum steht, und den Moselraum, wo allgemein das Femininum gilt. Ferner
wird zwischen dem rheinfränkischen Plural Driescher und dem moselfränki¬
schen Plural Driesehen unterschieden; die Bedeutungen des Wortes werden
angegeben mit .früher beackertes, nun aber für mehrere Jahre unbebautes,
brachliegendes, minderwertiges, ausgewonnenes Ackerland mit einer spärli¬
chen Grasnarbe bewachsen, deshalb als Weide dienend oder zum Heuen; das
Feld ist in diesem Zustande weder Schiffelfeid noch Brache1, ,nicht umge¬
pflügtes Land, das aber bewachsen sein muß, und zwar gewöhnlich mit Klee;
der Hafer, der im folgenden Jahre auf diesem „Kleedriesch“ wächst, heißt
Drieschhafer1, .alter, verfallener Weinberg, den man nicht mehr bauen will
oder der bestimmt ist, „ausgeschlagen“ und neugepflanzt zu werden1
(RheinWb 1, 1490L).
In Hessen findet sich eine recht große Anzahl von Namenvarianten (z. T.
mit gestürztem Diphthong): Driesch, Triesch, Dreisch, Treisch, Drisch, Treis
usw. (m./n.), PI. Driescher (im Waldeckischen auch Dreesk), deren Bedeutung
mit erschöpfter Acker, der brach liegen bleibt; Weide1 angegeben wird; nörd¬
lich des Mains ist der Flurname - Driesch begegnet sowohl als Simplex als
auch als Bestandteil zahlreicher Komposita - häufig belegt, in Südhessen ist
er verhältnismäßig selten. (CRECELIUS 296f.; HessFlnAtl Karte 32 und
Kommentar; Jung 1985, 192f.; Kehrein 1872, 372f.; PFISTER 54fi; RAMGE
1987b, 33; SHessFln 306fi; SHessWb 1, 1728; Vielsmeier 1, 1995, 112;
Vilmar 416; WaldWb 23). Das Rheinengtal kennt das Wort in der Bedeu¬
tung .Brache; Land, das nicht mehr bebaut wird1 (HALFER 1988, 201); für
Rheinhessen werden Flurnamen in den Formen Traitz, Trais usw. in der Be¬
deutung .Driesch1 genannt (Bingenheimer 1996, 10lf.). Die in Hessen und
Rheinhessen vorkommenden Formen Treis, Trais usw. können Driesch-
Varianten mit gestürztem Diphthong sein, daher sind sie hier auch zu nennen.
Insbesondere im Bestimmungsteil von Gewässernamen wird aber eher mit ei¬
ner Bedeutung .drehen, sprudeln, wallen144 zu rechnen sein (vgl. DITTMAIER
53; HessFlnAtl Karte 32 und Kommentar). Eine sichere Zuordnung ist nicht
in allen Fällen möglich.95 An der Mosel gilt das Appellativ noch allgemein,
44 Zu ahd. *dreis .wallende, sprudelnde Quelle1 (vgl. Dolch/Greule 1991, 108)?
45 Auch Andrieben 1990 zieht bei einigen der historischen hessischen Siedlungsna¬
men in den Formen Treise (S. 234), Treisse (S. 249), Dreisen (S. 229), Treisfeld (S.
216), Treisbah (S. 189), in Dreishahe (S. 189) beide Möglichkeiten in Betracht.
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