Bundes der Saarvereine befanden sich ebenso wie die Gesamtleitung fest in Män¬
nerhand, Frauen waren auf der Leitungsebene unterrepräsentiert und nahmen - wenn
überhaupt - lediglich untergeordnete Funktionen wie die der Schriftführerin oder
Beisitzerin wahr11'. Dies entspricht dem Frauenbild, das innerhalb der Saarorganisa¬
tion vorherrschend war: Der Frau als treuer Gefährtin an der Seite ihres Gatten sollte
die Aufgabe zufallen, die Männer nach deren hartem Arbeitstag noch für die vater¬
ländische Sache zu motivieren. Im Saargebiet erwuchs ihnen zusätzlich die Pflicht,
das neue Deutschland aufbauen zu helfen, oder wie es der „Saar-Freund" ausdrückte,
trat „noch die Wahrung und Hochhaltung der deutschen Sitten und Gebräuche, der
deutschen Erziehung und des deutschen Erbgutes hinzu.“ Die Frau sollte im hei¬
mischen Bereich niemanden die Schwere spüren lassen, die auf ihrer deutschen Seele
lastete und statt dessen Frohsinn und Heiterkeit verbreiten. Als Erzieherin durfte
gerade sie nicht den Verlockungen des französischen Schulwesens erliegen"2. Der
Glorifizierung der saardeutschen Hausfrau in der Propaganda des Saarvereins stand
auf der anderen Seite die Diffamierung der Gattinnen französischer Bergwerks¬
beamter gegenüber, welche sich zu einem Luxus hinreißen ließen, der deutschen
Frauen fremd zu sein hatte"3.
Daß sich allerdings nicht alle Frauen innerhalb des Bundes auf das unpolitische
Abstellgleis abschieben lassen wollten, zeigt das Beispiel Frieda Vogels. Die gebürti¬
ge Oldenburgerin, Protestantin wie ihr Gatte Theodor, faßte die neuen staatsbürgerli¬
chen Rechte der Frauen zugleich als nationale Verpflichtung auf"4. Unabhängig von
ihrem Mann hielt sie im „Bund Königin Luise“ mehrere Vorträge über die Saarfrage
und publizierte verschiedene Aufsätze in Zeitschriften. Sie beteiligte sich rege in der
Berliner Ortsgruppe, wo sie beispielsweise dem Ausschuß Vorstand, der mit der
Aufnahme saarländischer Schulkinder betraut und in die Flüchtlingsfürsorge einge¬
bunden war1", Für Frauen wie Frieda Vogel besaß derartiges karitatives Engagement
durchaus politischen Charakter, demonstrierte es doch unter dem Schlagwort der
„geistigen Mütterlichkeit“, daß Frauen keineswegs an den heimischen Herd gebunden
111 Nur in 26 Ortsgruppenvorständen konnten insgesamt 39 Frauen nachgewiesen werden; lediglich in
zwei Stützpunkten (Bleicherode und Eisleben) führten Frauen den Vorsitz: Vgl. SF 15 (1934) 3, S. 47.
112 Vgl. SF 3 (1922) 10, S. 148; SF 11 (1930) 13/14. S. 264 f. Siehe hierzu vor allem die Ausführungen
von Berta Gräfin Sierstorpff über „besondere heutige Aufgaben der Frauenarbeit an der Saar“ (in: SF
10 (1929) 16, S. 342-346) und die Gedanken der Saarländerin Gretel Michels über „Die Heimatidee
im Kampf um das Saargebiet“, in: SF 8 (1927) 21, S. 390-393.
113 Vgl. SF 8 (1927) 13, S. 214,
114 Frieda Vogel kann als Prototyp der konservativen Frau während der Weimarer Republik angesehen
werden, wie er beispielsweise von Andrea SÜCHTING-HÄNGER oder Raffael Scheck (S. 215 f.)
beschrieben wurde: Aus dem Gefühl heraus, eine Dankesschuld gegenüber den Männern abtragen zu
müssen, die auf den Schlachtfeldern ihr Leben gelassen hatten oder physisch und psychisch krank aus
dem Krieg heimkehrten, engagierten sie sich in speziellen Frauenvereinigungen, in welchen öffentlich
gegen den Versailler „Schandfrieden“, den Schuldparagraphen oder die französischen Besatzungs¬
truppen polemisiert wurde.
115 Vgl. SF 4 (1923) 13,S. 180; SF 8 (1927) 11,S. 172; SF 11 (1930)6, S. 121; SF 11 (1930) 8,S. 157;
SF II (1930) 12, S. 217; SF 11 (1930) 23, S. 429; „Das deutsche Frauenblatt“ 2 (1934) 2, S. 19 ff.
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