Jahre später sein Sohn, der im April 1888 als
Markscheider-Aspirant auf der Grube von der
Heydt einfuhr und 1891 /92 sein „Einjähriges“ beim
Saarbrücker Infanterie-Regiment Nr. 70 ableistete;
nach zwei achtwöchigen Übungen war er Reserve¬
offizier. Als Nachfolger des späteren Vorsitzenden
der Saarbrücker Bergwerksdirektion Ewald Hilger
übernahm Vogel die Redaktion des Saarbrücker
„Bergmannsfreundes“. Die Erstausgabe dieses in
der Literatur als erste Werkzeitschrift der Welt titu¬
lierten Blattes war am 1. Juli 1870 als vierseitige
wöchentliche Gratisbeilage zur Saarbrücker Zei¬
tung erschienet. In ihm verbanden sich bieder¬
leichte Unterhaltung mit den betriebswirtschaftli¬
chen und politischen Interessen der Bergwerks¬
direktion. Zunehmend entwickelte es sich zum
Sprachrohr der Bergwerksdirektion, was ihm unter
Bergleuten den Spottnamen „Bergmannsfeind“
eintrug. Vogel, der mit Abstand die längste Zeit
Redakteur der Zeitschrift war, sorgte nicht allein für deren äußerliche Umgestaltung,
sondern konnte die Auflage seines Blattes von knapp 4.000 (1891) auf 20.500 (1914)
erhöhen9. Obwohl er als erster hauptberuflicher Redakteur das Blatt unpolitischer
gestaltete als sein Vorgänger, ergriff der „Bergmannsfreund“ massiv Partei für die
Kandidaten der Freikonservativen und Nationalliberalen. Auch diente er weiterhin als
Plattform der Bergverwaltung gegen sozialdemokratische Umtriebe auf den Zechen,
Kommunalpolitische Erfahrungen sammelte der Protestant Vogel als stellvertretender
Vorsitzender des „Nationalliberalen Wahlvereins für den Kreis Saarbrücken“10, für
den er von 1906 bis zu seiner Ausweisung im April 1919 in der Saarbrücker Stadt¬
verordnetenversammlung saß". Im Sommer 1910 lehnte Vogel das Angebot ab, zur
Burbacher Hütte zu wechseln, wofür ihn sein damaliger Vorgesetzter, der Geheime
Bergrat Wilhelm Cleff, die Beförderung zum Berginspektor in Aussicht gestellt
haben soll12. Gerade weil Vogel bis zu seinem Ausscheiden aus dem Staatsdienst
einfacher Bergwerksdirektionssekretär blieb, strebte er auf anderen Ebenen nach
Theodor Vogel
* Vgl. HEINZ: Älteste deutsche Werkzeitschrift; BRUCH: Bergmannsfreund. Bruch hatte als Redaktions¬
anwärter Vogel in den Jahren 1911 bis 1914 selbst kennengelernt.
l> Obwohl die Grubenbelegschaft natürlich um ein Vielfaches höher war, erreichte der „Bergmanns¬
freund“ vor dem Krieg fast alle Kumpel, da das Blatt in den Schlafhäusern und Kaffeekiichen auslag
und meist mehrere Familienangehörige gleichzeitig angelegt waren: Vgl. ebd., S. 78 und S. 82.
111 Sein Vater hatte 1885 zu den Gründern der Partei gezählt: Vgl. Brief des Schriftführers an den königli¬
chen Landrat von Richthofen (09.02.1885), in: StA Saarbrücken. Alt-Saarbrücken 1728.
" Vgl. LA Saarbrücken, NL Vogel 3.
12 Vgl. Brief Vogels an Generaldirektor Weisdorff (10.08.10) und Brief Cleffs an Vogel (19.08.10), in: LA
Saarbrücken, NL Vogel 3; Autobiographie Vogel von 1940, in: LA Saarbrücken, NL Vogel 39.
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