Full text: ‚‚Deutsch die Saar, immerdar!‛‛

die Initiative zu diesem Treffen im Berliner Hotel „Excelsior“ ausging, läßt sich aus 
den überlieferten Protokollen nicht rekonstruieren. Die Frage nach dem „cui bono?“ 
legt aber den Schluß nahe, daß es Angehörige des Röchlingschen Hütten- und 
Finanzkonzerns waren30, denen es gelungen war, weitere Persönlichkeiten der Saar¬ 
wirtschaft zu mobilisieren und dabei offene Türen beim Ministerium vorfanden31. 
Vor allem aber zeigt das nachfolgende Engagement der Röchlings am deutlichsten, 
wer den Stein ins Rollen gebracht hatte. 
Waren zum ersten Treffen Mitte Januar etwa 40 mit dem Saargebiet verbundene 
Persönlichkeiten erschienen, folgten vier Wochen später bereits 81 Personen der 
Einladung. Am Abend dieses 13. Februar 1919 gründete sich - ebenfalls im „Excel¬ 
sior“ - unter der Leitung Dr. Karl Röchlings32 ein lököpfiger „Ausschuß für den 
Saargebietsschutz“33, dem die Herren Gustaf Braun von Stumm34, Oberstleutnant 
Fritz von Stumm, der Geheime Bergrat Flemming35, Bergrat Dr. Herbig, Karl Rupp36 37, 
Generalleutnant Neven du Mont, D. Everling, Albert Schmidtborn ' . Dr. Fritz Röch¬ 
ling, Kommerzienrat Hermann Röchling38, Generalleutnant von Schubert39, Hüttendi¬ 
30 Infolge der Annexion des Reichslandes Elsaß-Lothringen hatte auch das 1873 gegründete Völklinger 
Eisenwerk einen Teil der Produktion in die Nähe der lothringischen Erzlagerstätten verlegt. Die 
schließlich von Robert Röchling (1877-1948) geleitete Carlshütte in Diedenhofen produzierte mit ihren 
drei Hochöfen im letzten Friedensjahr 317.000 t Roheisen. Beteiligungen an lothringischen Betrieben 
und vor allem der wachsende Erwerb von Erzfeldern stärkten das Standbein der Röchling im Nachbar¬ 
land: Vgl. SE1B0LD, S. 115-120. 
11 Auch das Selbstzeugnis Hermann RÖCHLINGS (S. 30) aus dem Abstimmungskampf stützt diese These. 
Vgl. ebenso SF 10 (1929) 4, S. 64, jedoch ist hier die finanzielle Abhängigkeit der GSV von Röchling¬ 
schen Zuwendungen zu berücksichtigen. 
Von diesem war auch die Einladung zu dieser Versammlung ergangen. Der Landgerichtsdirektor und 
Geheime Justizrat Dr. Karl Röchling (1858-1941) war seit 1903 nationalliberaler Abgeordneter im 
Preußischen Landtag und zugleich Lobbyist seiner Familie in Berlin. Vgl. SF9 (1928) 19, S. 362. Dort 
wird er als Initiator des SGS bezeichnet. Obwohl Röchling nach außen nicht mehr in Erscheinung trat, 
besaß er weiterhin erheblichen Einfluß: Vgl. Brief der GSV an Karl Röchling (22.06.20), in: LA 
Saarbrücken, Saar-Verein 1. 
33 Künftig verkürzt nur „Saargebietsschutz“ genannt. Vgl. undatiertes Protokoll der Sitzung vom 13.02.19, 
in: BA-R 8014/835. 
34 Zum damaligen Zeitpunkt Attaché in der politischen Abteilung des AA: Vgl. Biographisches Handbuch 
des deutschen Auswärtigen Dienstes, S. 265 f. 
35 Flemming, ehemaliger Bergwerksdirektor der saarländischen Grube Camphausen (1907-1915) und 
Vortragender Rat im PrMHandel, wurde wenig später Mitglied der deutschen Friedensdelegation in 
Versailles und führte im Sommer 1919 die Verhandlungen zur Übergabe der Kohlegruben an Frank¬ 
reich: Vgl. SF9 (1928) 18, S. 344: SF9 (1928) 20, S. 381; Herrmann: Oberpräsident, S. 748. 
36 Rupp (1856-1943), Privatsekretär Hermann Röchlings und dessen rechte Hand von 1908 bis zu seinem 
Tod, dürfte als Kassierer des nationalliberalen Wahlvereins in Saarbrücken die Bekanntschaft mit 
Theodor Vogel gemacht haben: Vgl. SEIBOLD, S. 110, S. 136 und S. 205. 
37 Schmidtborn (1872-1934) arbeitete als Bankdirektorbei derGebr. Röchling-Bank in Berlin. 
38 Kommerzienrat Hermann Röchling (1872-1955) war Sachverständiger für Wirtschaftsfragen der 
deutschen Waffenstillstandskommission in Spa. Auf seinem Weg zurück nach Völklingen erfuhr er von 
dem gegen ihn erlassenen französischen Haftbefehl und blieb in Trier, wo er von den Amerikanern 
verhaftet wurde. Es gelang ihm allerdings nach Berlin zu flüchten: Vgl. RÖCHLING, S. 27 f. Vgl. zu 
Röchling allgemein: FUCHS und SEIBOLD, S. 181-238. Siehe auch S. 180 f. 
39 Den National liberalen nahestehender preußischer Landtags- (1903-1918) und Reichstagsabgeordneter 
(1907-1912): Vgl. BELLOT, S. 250 f. 
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