rungsstätte die Zugehörigkeit der Mitglieder zu ihren jeweiligen Ortsvereinen bzw.
der Gesamtorganisation aufs neue bekräftigt werden können.
Höchstwahrscheinlich spielte der Essener Saarverein eine Vorreiterrolle, als er im
Herbst 1934 vor dem dortigen Hauptbahnhof einen Saarobelisken errichten ließ, auf
dessen Sockel die Anschrift der Ortsgruppe angebracht war. Vor dem Monument
stand eine erleuchtete Tafel mit der Zahl der noch bis zur Abstimmung verbleibenden
Tage172 173. Ähnlich wenig Interpretationsgabe verlangte das nach den Entwürfen des
Oberbaurats Haller geschaffene Heidelberger Saardenkmal dem Betrachter ab:
„Ein Adler, gegossen aus dem Erz der Saargruben, stehend auf einem Sandsteinblock aus der
Saar, rechts und links beleuchtet von den Flammen zweier Kandelaber [.,.] und die angeschmie¬
dete Kette mit dem Gewicht der erzernen Kugel erinnert alle Vorbeigehenden, was dies treu Land
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in 16 Jahren der Schmach und Knechtschaft erduldet hat.“
Das Mahnmal wurde am 6. Januar 1935 an der Südwestecke des Rathauses in feierli¬
cher Zeremonie durch Oberbürgermeister Dr. Neinhaus eingeweiht. Auf eine nächt¬
liche Atmosphäre hatte man bewußt verzichtet, um der anschließenden Rundfunk¬
übertragung der Veranstaltung im Berliner Sportpalast gemeinsam zu folgen. Wenige
Tage nach der Abstimmung wurde in einem ähnlichen Rahmen die grobgliedrige
Kette symbolträchtig gesprengt. Nach Kriegsende entfernte die Stadtverwaltung das
Arrangement174.
Erst zwei Jahre nach der Saarrückgliederung fand in Herne die erste - und reichsweit
vermutlich einzige - Einweihung eines Saardenkmals im engeren Sinne statt. Es
zeigte den etwa lebensgroßen nur knapp verhüllten Prototypen eines Arbeiters, der
auf einem Sockel mit der Aufschrift „Frei die Saar / 13.1.1935 / Saar- und Pfalzver¬
ein / Ortsgr. Herne“ stand. Ein ganzes Märzwochenende rückte damit das inzwischen
zu „Saarland“ umbenannte Saargebiet wieder in den Fokus des Interesses, da die
Einweihungsfeierlichkeiten durch weitere Programmpunkte wie die Aufführung des
Melodrams „Erlebnisse der Saarabstimmung vom 13. Januar 1935“ umrahmt wurden.
Im Sommer 1945 beseitigte die britische Armee das von Wilhelm Jahn jr. geschaffe¬
ne Kunstwerk175.
Die Propagandalawine für die Rückkehr des Saargebietes sparte keinen Lebens¬
bereich aus und machte auch vor den Schulen nicht halt. Die Gewohnheit, im Vorfeld
einer Saarkundgebung vorbereitende Saar-Unterrichtsstunden abzuhalten, wurde
Ende 1933 zur Pflicht; monatlich mußten sich alle reichsdeutschen Schulen und
Hochschulen jeweils eine Stunde den politischen, kulturellen und wirtschaftlichen
172 Vgl. Chronik der Stadt Essen für das Jahr 1935, S. 9. Vgl. Schriftwechsel, in: BA-R 8014/335. Dort
auch zwei Fotos des Obelisken. Derartige Countdowns erfreuten sich sowohl an der Saar als auch bei
den Ortsgruppen im Reich großer Beliebtheit.
173 Zitiert aus dem Bericht des „Heidelberger Volksblattes“ nach PRÄGER, S. 96. Ein Foto des Denkmals
vom Abend der Einweihung: S. 95. Vgl. SF 15 (1934) 3, S. 50. Der Sandsteinblock maß etwa 1,50 auf
lm; auf seiner Vorderseite war „Saar“ eingemeißelt. Vgl. auch: „Volksgemeinschaft“ Nr. 6 (07.01.
35); vgl. StA Heidelberg, AA 239/6.
174 Vgl. Präger, S. 97.
175 Vgl. FÜSSMANN. Ein Foto des Denkmals findet sich dort auf S. 207.
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