Westmark. Heinz Kellner,
wie schon in den beiden
zurückliegenden Jahren eine
Saar-Treuestaffel117 118: In der
Woche vor der Kundgebung
starteten die 10 Haupt- und
insgesamt 87 Nebenläufe
mit einer Gesamtlänge von
fast 19.000 km unter ande¬
rem im Saarbrücker Ehren¬
tal, am Obersalzberg, in
Friedrichshafen, am Schö- Die Vertreterversammlung der Koblenzer Bundestagung
nauer Schlageterdenkmal
und auf Helgoland. Anläßlich der drei in Berlin eintreffenden Staffeln aus Ost¬
preußen, Schleswig und Oberschlesien fand am 23. August eine Saarkundgebung im
Lustgarten mit 40.000 Turnern statt11K. Der sportliche Wettlauf ermöglichte es, die
Saar auch in den entfernter liegenden Gebieten zum Ereignis zu machen"9 und besaß
zugleich eine hohe Symbolkraft: Über weit verzweigte Strecken waren letztendlich
alle Teile des Reiches mit dem Kundgebungsgelände am Rhein verbunden.
Die Bundestagung wurde wie üblich mit einer Vertreterversammlung eröffnet, doch
sah das Programm keine Beratung mehr vor. Zwischen musikalischen Darbietungen
referierten Debusmann, Vogel und Giersberg über die Arbeit in den Ortsgruppen, die
Vorarbeiten zur Erfassung und Betreuung der Abstimmungsberechtigten, die all¬
gemeine Tätigkeit des Bundes sowie über rechtliche Bestimmungen der bevor¬
stehenden Volksabstimmung. Kritische Töne über die Gleichschaltung des Bundes
im Vorjahr wurden nicht angeschlagen und alle Redner versuchten, die langjährige
Saarvereinsarbeit als beeindruckende Erfolgsgeschichte zu präsentieren, die sich nun,
unterstützt von der nationalsozialistischen Bewegung, auf dem Höhepunkt ihres
Schaffens stünde. Tatsächlich war der Verein aber im Niedergang begriffen; schenkt
man dem Programm Glauben, so war für die gesamte interne Versammlung nur eine
halbe Stunde veranschlagt worden120. So wenig der inhaltliche Kurs auch auf frühe¬
117 Vgl. Brief Kellners an Michels (26.03.34), in: LHA Koblenz, 661,11/21. Staffelläufe zu einem
zentralen Ziel erfreuten sich großen Beliebtheit: Im August 1925 beteiligten sich 110.000 Läufer auf
16 Hauptstrecken an einem Sternlauf zum Hermanns-Denkmal: Vgl. SK 4 (1926), S. 139. 1932 traf
der Schlußläufer aus Neunkirchen während der Kundgebung am Deutschen Eck ein; insgesamt 350-
mal wechselte damals die überbrachte Urkunde den Träger: Vgl. SF 13 (1932) 18/19, S. 316. Vgl.
Foto, in: BA-R 8014/93.
118 Vgl. „Deutsche Allgemeine Zeitung“ Nr. 392 (24.04.34).
119 Vgl. „Niederdeutscher Beobachter“ (23.08.34 und 24.08.34); „Berliner Börsenzeitung“ Nr. 381
(16.08.34); „Turnblatt Niedersachsen“ 1 (1934) 35 vom 28.08.34. Vgl. Urkunde (rückdatiert auf
26.08.34), in: StA Nürnberg, E 6/82/378.
120 Vgl. SF 15 (1934) 16/17, S. 351-354.
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