vateriändische Lieder vor;
wie bei einem kollektiven
Schwur erhoben sich die
Hände der mehreren Tausend
Zuschauer während des Saar¬
liedes zum Deutschen Gruß.
Wenige Stunden später folgte
die nächste Kundgebung im
Berliner Konzerthaus „Clou“.
Wie schon am Nachmittag
fanden sich zahlreiche Ver¬
treter der Behörden, von Par¬
teiformationen, befreundeten
Landsmannschaften oder
auch der Reichswehr zu der abendlichen Veranstaltung ein. Selbst Vizekanzler von
Papen ließ es sich nicht nehmen, in seiner Eigenschaft als Saarbevollmächtigter den
musikalischen und sportlichen Darbietungen beizuwohnen. Nach einer Kranznieder¬
legung für die Gefallenen des Weltkrieges am Ehrenmal Unter den Linden bildete der
anschließende Festabend im Saal der KrolLOper am Ostersonntag den offiziellen
Abschluß des Besuchsprogramms. Wieder erlebten die saarländischen Gäste eine
perfekt durchinszenierte Veranstaltung mit musikalischer Untermalung, Ansprachen
und anschließendem Tanz.
Ebenso pompös wie sich der Empfang vier Tage zuvor gestaltete, erfolgte auch die
feierliche Verabschiedung am Anhalter Bahnhof. Mahnende Worte, dem deutschen
Vaterland die Treue zu halten und an der Saar von den erhebenden Eindrücken zu
berichten, wurden den Saarländern mit auf den Weg gegeben. Während die Sportler
den direkten Weg nach Saarbrücken wählten, legte der Männergesangverein in den
folgenden Tagen weitere Zwischenstationen in Dortmund, Essen und Köln ein. Für
die Dauer ihres Aufenthaltes standen die Saarländer auch dort im Mittelpunkt des
öffentlichen Interesses; die Inszenierungen sollten ihnen den Eindruck vermitteln,
etwas Besonderes zu sein43.
Das Beispiel zeigt, daß die Geschäftsstelle „Saar-Verein“ bei den Fahrten saarlän¬
discher Vereine ins Reichsgebiet bereits seit längerem eher ausführender Koopera¬
tionspartner als Initiativkraft war. Etwa vier Wochen vor dem geplanten Termin
wurde sie vom Vorsitzenden des Saarbrücker Männergesangsvereins lediglich über
Saarkundgebung in Berlin-Tempelhof (Ostern 1934)
43 Die kostenlose Aufnahme und Verpflegung verstanden sich ebenso wie die ehrenden öffentlichen
Ansprachen von selbst. Viele Städte betrieben in ihrem Bemühen, das Integrationskonzept „Volks¬
gemeinschaft“ zur Schau zu stellen, einen verhältnismäßig großen Aufwand, um die saarländischen
Gäste zu hofieren. Beispielsweise wurde Gießen für den Besuch von lediglich 30 Saarländern in ein
Fahnenmeer verwandelt: Vgl. den Brief des Beigeordneten Bartholomäus an das städtische Floch- und
Tiefbauamt (29.03.34), in: StA Gießen, N 64.
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