ihrem Bereich wiederum
die absolute Weisungsbe¬
rechtigung in Saarvereins¬
angelegenheiten besaßen106.
Für den verstärkten Zulauf
der Saarvereins-Ortsgrup-
pen waren - außer der ver¬
breiteten Saar-Euphorie -
verschiedene Gründe aus¬
schlaggebend107 108: Durch die
Mitgliedschaft ließ sich
konformes Verhalten de¬
monstrieren. ohne sich in
originär nationalsozialisti-
Mitgliederzuwachs der Ortsgruppe Trier 1934 schen 0rganisationen enga
gieren zu müssen. Dabei konnte sich das Engagement in einer lokalen Ortsgruppe
positiv für eine Parteikarriere auswirken bzw. brachte mitunter sonstige materielle
Vorteile mit sich. Gerade in kleineren Gemeinden war der Gesinnungsdruck auf
Saarländer sehr hoch, womit die Freiwilligkeit der Mitgliedschaft - eigentlich kon¬
stitutives Charakteristikum für Vereine - nicht mehr gegeben war"'s. Der „Dienst“ in
den mobilisierten Ortsgruppen war ferner eine willkommene Abwechslung vom eher
tristen Arbeitsalltag, und stärker als noch in früheren Jahren konnte der Bund auf die
Unterstützung der Behörden zählen.
Interessant ist die Relation zwischen den Mitgliedern einer Ortsgruppe und den
tatsächlich abstimmungsberechtigten Saarländern, da sie zeigt, daß das Ziel nicht
realisiert werden konnte, alle reichsdeutschen Berechtigten in den Ortsgruppen zu
erfassen. Wenn beispielsweise der 1928 gegründete Mannheimer Verein im Sommer
1934 behauptete, bei etwa 1.200 Abstimmungsberechtigten immerhin 1.150 Mit¬
glieder zu zählen109, so sollten diese Zahlenwerte eine hohe Erfassungsquote sugge¬
rieren. Ein Vergleich mit anderen Vereinen ergibt jedoch ein abweichendes Bild: Die
106 Vgl. Rundschreiben Kellners an die Ortsgruppen (12.05.34), in: LHA Koblenz, 661.11/7. Außer durch
derartige Rundschreiben erhielten die Funktionäre der Landesgruppe ihre Instruktionen auf sogenann¬
ten Führertagungen: Vgl. SF 15 (1934) 13, S. 252.
107 Die rapide Zunahme der Mitglieder in den Ortsgruppen läßt für die Zeit nach 1933 noch sehr viel
weniger qualitative Aussagen über Veränderungen der Sozialstruktur in bereits bestehenden bzw. den
neu gegründeten Vereinen zu.
108 Die Ende Mai 1933 gegründete Ortsgruppe Mainz bemühte sich beispielsweise, die Namen der nicht
zur Gründungsversammlung erschienen Saarländer zu eruieren: Vgl. SF 14 (1933) 14, S. 232. Anders
als durch Zwang dürfte es auch nicht zu erklären sein, daß angeblich alle Einwohner des Huns¬
rückortes Sohrscheid Mitglieder des Bundes geworden waren: Vgl. S.Z. Nr. 88 (04.04.34).
109 Vgl. SF 15 (1934) 3, S. 50 sowie Monatsberichte in: BA-R 8014/486. Vgl. auch „Neue Mannheimer
Zeitung“ Nr. 247 (04.06.34): Von 1.200 Mitgliedern der Mannheimer Gruppe seien 606 abstim¬
mungsberechtigt.
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