Full text: ‚‚Deutsch die Saar, immerdar!‛‛

mus. Es ist immerhin sehr bemerkenswert, daß die Grenzlandvereine und wohl besonders die 
Saarvereine von sozialistischen und kommunistischen Elementen vollständig frei waren; diese 
Elemente haben es gewußt, daß ihre verschwommenen internationalen Träumereien sich mit 
wahrer Heimatliebe nicht vertragen konnten.“ 
Während von französischer Seite den Vorgängen kaum Bedeutung beigemessen 
wurde7’, hatte die saarländische Sozialdemokratie für das Schicksal Vogels nur 
hämischen Spott übrig73 74. 
Nach dem vereinsinternen Putsch legte Simon binnen weniger Tage den künftigen 
Kurs der gleichgeschalteten Organisation fest75 76. Unter Wahrung der formalen Über¬ 
parteilichkeit sollte sich der Bund auch in Zukunft - zumindest offiziell - nicht im 
Saargebiet selbst betätigen und keine selbständige Politik betreiben. Nichtsdestotrotz 
suchte Simon den Kontakt zu den opportun scheinenden politischen Führern des 
Saargebiets. Von seinem ursprünglichen Vorhaben, die Geschäftsstelle ganz an den 
Rhein zu verlagern, konnte er abgebracht werden; vor allem der eindringlichen Bitte 
des zurückgetretenen Bundesvorsitzenden ist es zuzuschreiben, daß die Berliner 
Geschäftsstelle nicht nur erhalten blieb, sondern auch weiterhin in Vogels Verant¬ 
wortung belassen wurdet Hiermit zerschlug sich dessen vermutlich ohnehin nur 
halbherzig verfolgtes Vorhaben, unabhängig vom Bund der Saarvereine journali¬ 
stische Aufklärungsarbeit zu leisten. 
Vor seinen Vertrauten skizzierte Simon, welche Aufgaben dem Bund der Saarvereine 
unter seiner Führung gestellt seien. Den Saarländern sollte fortan in noch stärkerem 
Maße die Möglichkeit eröffnet werden, in direkten Kontakt zur reichsdeutschen 
Bevölkerung zu kommen, die ihrerseits umfassend über das Schicksal der Saar zu 
unterrichten war. 
„Die Saarbevölkerung muß, wie jede Grenzbevölkerung, fanatisiert werden. Gerade an den 
Grenzen muß die Vaterlandsliebe und das Bekenntnis zum Deutschtum besonders stark ausge¬ 
prägt sein. Dieses sei das einzige Mittel, um Kriege zu vermeiden. Denn wenn die Bevölkerung 
eines Gebiets eindeutig und klar ihr Vaterlandsgefühl zum Ausdruck bringt, könne ein neidischer 
Nachbar gar nicht auf den Gedanken kommen, diese Bevölkerung bezw. ihr Land für sich zu 
begehren.“77 
Schon recht bald mußte Simon jedoch erkennen, daß sich sein Beitrag zur Fanatisie- 
rung der Saarländer darauf beschränkte, vom Reichsgebiet auf die Saar auszustrah¬ 
len. An eine Aktivität des Bundes innerhalb des Saargebiets war nach der nationalso¬ 
zialistischen Regierungsübernahme noch viel weniger zu denken als zu Weimarer 
Zeiten. Darüber hinaus entzogen sich die insgesamt drei zwischen Juli 1933 und 
März 1934 gebildeten parteiübergreifenden Zusammenschlüsse der „Deutschen 
Front'4 seinem Einfluß; mit der Ausschaltung Spaniols als Landesleiter der NSDAP- 
73 Erst nach vier Wochen meldete Morize die Gleichschaltung an Außenminister Paul-Boncour (10.08.33), 
in: MAE, Sarre 281. 
74 Obwohl es stets die Versuche des Saarvereins, die deutsch-französische Verständigung zu sabotieren, 
bekämpft hatte, zollte das sozialdemokratische Organ der alten Führungsriege Respekt: Vgl. „Volks¬ 
stimme“ (21.07.33). 
75 Vgl. Aktennotiz Voigts (20.07.33), in: PA AA, II a Saargebiet. R 76.095. 
76 Vgl. Brief Andres’ an Simon und Vogel (18.07.33), in: LA Saarbrücken, Saar-Verein 19. 
7 Vgl. Sitzungsprotokoll vom 15.07.33 (18.07.33), in: BA-R 8014/100. 
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