1925 mehrfach ihre Unterstützung angeboten hatte53, und lehnte es ab, für Kund¬
gebungen des „Bundes für den Großdeutschen Gedanken" bzw. der „Deutsch¬
völkischen Freiheitsbewegung“ zu werben54 oder sich am Volksbegehren zur Auflö¬
sung des Preußischen Landtages zu beteiligen55. Gelegentlich klang zwar in einzelnen
Artikeln des „Saar-Freund“ auch völkisches oder großdeutsches Gedankengut durch,
doch lassen sich derartige Passagen als Ansichten einzelner Autoren verstehen, die
kaum die Meinung der gesamten Redaktion Wiedergaben56.
Direkte Verbindungslinien zur NSDAP beschränkten sich vor 1933 auf ein Mini¬
mum: Das dreijährige Verbot der Hitler-Partei im Saargebiet zwischen 1924 und
1926 fand nur eher beiläufige Erwähnung im „Saar-Freund“, zumal Vogel ihr Organ,
die „Saardeutsche Volksstimme“, als „Jauchegrube“ empfand57. Daher tat man Vogel
nach den Kölner Zwischenfällen sicherlich unrecht, ihn in die Nähe der Nationalso¬
zialisten zu rücken. Als ehemaliger Nationalliberaler und Monarchist konnte er mit
den um eine Generation jüngeren Störenfrieden wenig anfangen, auch wenn ihm die
Weimarer Republik zeit ihres Bestehens suspekt blieb und ihm die Entschlossenheit
imponierte, mit der die Nationalsozialisten ihre Ziele angingen5*. Er sympathisierte
eher mit dem Gedankengut des „Stahlhelm“ als mit dem der Nationalsozialisten’’9.
Obwohl die NSDAP seit Mai 1928 auch im Reichstag vertreten war, wurde sie von
der Geschäftsstelle „Saar-Verein“ geflissentlich übergangen bzw. mußte sich gar den
Vorwurf gefallen lassen, mit ihren Attacken auf saarländische Politikerden Separa¬
tismus zu fördern60. Nach ihrem Erdrutschsieg im September 1930 ließ sich die
zweitstärkste Fraktion im Reichstag allerdings nicht länger ignorieren. Mit der
Aufnahme von zwei Abgeordneten der NSDAP in ihre interfraktionellen Saaraus¬
schüsse trug die Geschäftsstelle „Saar-Verein“ allerdings vor allem dem Postulat der
Überparteilichkeit Rechnung61. Während sowohl saarländische Zentrumspolitiker als
53 Die Zurückhaltung Vogels lag vor allem darin begründet, sich keine Konkurrenz heranziehen zu wollen:
Vgl. u.a. Brief derGSV an Bergemann (07.03.24), in: BA-R 8014/300. Zu Bergemann vgl. PAUL: Die
NSDAP des Saargebietes, S. 80. Anm. 26.
54 Vgl. Briefe der GSV an die Arbeitsgemeinschaft Frankfurter Verbände (28.11.25) bzw. die „Deutsch¬
völkische Freiheitsbewegung“ (07.01.30), in: BA-R 8014/30 bzw. BA-R 8014/747.
55 Vgl. Brief derGSV an das Stahlhelm-Bundesamt (18.02.31), in: PA AA, II a Saargebiet, R 76.093.
56 Vgl. beispielsweise SF 5 (1924) 1, S. 2.
57 Vgl. SF 5 (1924) 5, S. 68; PAUL: Die NSDAP des Saargebietes, S. 39-44; Brief der GSV an Karius
(15.01.29), in: BA-R 8014/806.
58 Vgl. Brief Wilhelms an die GSV (17.08.32), in: BA-R 8014/89. Vgl. ebenso den Schriftwechsel
zwischen Joseph Görgen und Vogel (August 1926), in: BA-R 8014/802. Im Unterschied zu den
nüchternen, kühlen und unpersönlichen NS-Funktionären war Vögel eher emotional und volkstümlich.
59 Vgl. Brief der GSV an Kellner (06.09.32), in: BA-R 8014/93.
80 Vgl. Begrüßungsschreiben zur Heidelberger Bundestagung, in: SF9(1928) 14/15, S. 258-264; BA-R
8014/53; SF 9 (1928) 21, S. 395.
61 Vgl. Brief der GSV an Hans Hinkel (30.05.32), in: LA Saarbrücken, Saar-Verein 13. Vogel verwendet
in dem Schreiben zweimal die Bezeichnung „NSDRP“, was darauf schließen läßt, daß er sich mit der
Partei bislang kaum auseinandergesetzt hat. Mit den saarländischen Nationalsozialisten beschäftigte
sich die GSV erst nach deren Einzug in den Landesrat 1932: Vgl. Brief der GSV an Wentz (14.03.32),
in: BA-R 8014/810.
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