im deutsch-französischen Krieg vor allem durch die
Einheit und Einigkeit der Deutschen errungen wor¬
den. An diese vielbeschworene „Volksgemein¬
schaft“, die im Ersten Weltkrieg ihre vermeintliche
Wiederbelebung erfahren hatte, sollte nun ange¬
sichts erneuter französischer Bedrohung an-
gekniipft werden - und was bot sich als verbinden¬
des Symbol eher an als das Saarbrücker Winter¬
bergdenkmal? Im Unterbewußtsein assoziierte es
sowohl aufgrund der bisherigen Konnotation als
Siegeszeichen als auch durch seine an eine mittel¬
alterliche Burg erinnernde Monumentalität und
Massivität beim Betrachter Stärke und Macht240. Es
versprach Schutz und war zugleich Garant für den erfolgreichen Ausgang dieses
erneuten Kampfes um die nationale Integrität des Vaterlandes.
Für die Mitglieder des Bundes der Saarvereine erhielt das Winterbergdenkmal,
dessen Schattenumriß bereits seit Herbst 1919 den Briefkopf der Geschäftsstelle
„Saar-Verein“ zierte, noch eine weitere Bedeutung: Es symbolisierte nicht nur die
ruhmreiche deutsche Vergangenheit, sondern war ein wichtiges partei-, klassen-,
konfessionsübergreifendes Identifikationsmedium mit der nicht leichtfertig aufge¬
gebenen Heimat. Ähnlich wie das Schlagwort der „deutschen Saar“ erhielt damit
auch das Winterbergdenkmal eine Doppelfunktion: Einerseits wirkte das Piktogramm
des Wahrzeichens binnenstabilisierend und trug zur „Corporate Identity“ des Vereins
bei241, während es andererseits die deutsche Position zur Saarfrage in die Öffentlich¬
keit transportierte.
Schon auf der ersten Mitgliederversammlung 1921 in Kassel wurde das Winterdenk¬
mal zum „Kampfsymbol des Bundes der Saarvereine“ erklärt242 243. Um den Ortsgruppen
ein einheitliches Erscheinungsbild nach außen zu geben, fertigte die Geschäftsstelle
Klischees für deren Briefbögen an. Die ebenfalls in Kassel getroffene Entscheidung,
zur Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls ein „Ehrenabzeichen für alle Saar¬
kämpfer und Anhänger unserer Bestrebungen“ anzuschaffen244, wurde wenige
Monate später umgesetzt: Eine Nadel mit rundem Emblem zeigte ein stilisiertes
Winterbergdenkmal mit der Umschrift „Bund Saar-Verein. Deutsch sei die Saar -
©*fcbäft£|tf[le „©aar**3emn"
I i &rrf***m 3MJ
OriiiMftrtti 6wmn«i StotM
Mfeftfter». 31». er » 7t» 7
7öi.P**tar rVfffiwr TW i*rrt«r *3? 36
niirrftraVTUWHi.
»e Ir o. SfTilH' ?VJr. IStaa-r . Vt
Briefkopf der
Geschäftsstelle „Saar-Verein“
240 „Solange ein Winterberg-Denkmal stolz hinabschaut ins Saartal als Sinnbild einst ruhmvoller Tage
für die Bewohner und als ein Sinnbild der preußisch-deutschen Kraft, mit der vereint das Saargebiet
zu Blüte und Wohlstand gelangt ist, solange wird kein echter deutscher Sohn seine deutsche Mutter
verleugnen.“: SF 2(1921) 10, S. 131. Vgl. hierzu MOSSE: Die Nationalisierung der Massen, S. 17.
241 Vgl. Voigt, S. 14.
242 Vgl. Tätigkeitsbericht Schulz van Enderts (03.04.21), in: BA-R 8014/18. Zitat: SF 14 (1933) 5, S. 76.
243 Vgl. undatiertes Protokoll der Sitzung in Kassel (03.04.21), in: BA-R 8014/18. Zitat: SF 6 (1925) 1,
S. I.
270