denn amtlichen Geldgebern dementierte, dessen Anzeigen- und Informationsabtei¬
lung jedoch die gleiche Pariser Anschrift wie die „Association Française“ trug.
Anders als beim autonomistischen Saarbund beschränkten sich Vogel und seine
Mitstreiter nicht auf die Beobachtung der Aktivitäten ihres Gegenparts, sondern
kommentierten diese ausführlich im „Saar-Freund“398. Offensichtlich glaubte man in
der Königgrätzerstraße, hierdurch der AFS keine unerwünschten Werbedienste zu
leisten, da sich diese ohnehin primär an Franzosen und nicht so sehr an Saarländer
richtete. Die Existenz der Pariser Association diente dem Bund als willkommener
Vorwand, der rückläufigen Spendenfreudigkeit entgegenzuwirken. Nach Ansicht der
Geschäftsstelle blase Frankreich - obwohl der Kampf um die Saar politisch verloren
sei - mit der Gründung der AFS zur Entscheidungsschlacht um die Saar. Es sei die
Pflicht des ganzen deutschen Volkes, sich geschlossen diesen neuen Vorstößen
entgegenzustellen399 - und wie konnte dies besser geschehen, als durch die Unterstüt¬
zung einer jahrelang bewährten Abwehrorganisation wie des Bundes der Saarver¬
eine?
Nachdem die AFS bereits die bilateralen deutsch-französischen Saarverhandlungen
torpediert hatte400 401, warb sie im Vorfeld der Reparationskonferenz von Lausanne für
die Beibehaltung des wirtschaftlichen Status quo4U1. Gleichzeitig wandte sich ihr
neuer Präsident Maurice Ordinaire402 in einem persönlichen Schreiben an Minister¬
präsident Herriot mit der Forderung, das Plebiszit als Gegenleistung für Konzessio¬
nen in der Reparationsfrage zu verschieben. In der „heißen Phase“ des Abstimmungs¬
kampfes entfaltete die „Association Française de la Sarre“ ähnliche Aktivitäten bei
der Erfassung, der Mobilisierung und dem Transport der Abstimmungsberechtigten
aus Frankreich und seinen Kolonien wie der Bund der Saarvereine für die reichsdeut-
schen Wähler403.
3.3.3 Sabotieren der deutsch-französischen Verständigung
Die Feindbilder, die sich vor und insbesondere während des Weltkrieges verfestigt
hatten, waren mit dem offiziellen Ende der Kampfhandlungen nicht beseitigt. Sie
blieben virulent und prägten sowohl in Frankreich als auch in Deutschland die Sicht
auf den ehemaligen Kontrahenten. Während dem Deutschen Reich jede Möglichkeit
genommen werden sollte, erneut die „Grande Nation“ militärisch zu bedrohen,
398 Vgl. SF9 (1928) 12, S. 183; SF 9 (1928) 13, S. 208-212; SF 10 (1929) 2, S. 19 ff.; SF 10 (1929)
12/13, S. 276 f.; SF 13 (1932) 12, S. 177-182; SF 14(1933) 11, S. 167-170. Vgl. insbesondere die
Berichte über die erste Jahresversammlung Anfang Dezember 1928 in Paris, in: SF 9 (1928) 24, S.
447 ff.; SF 10 (1929) 2. S. 29 f. Vgl. hierzu: Entschließung der Association (06.12.28), in: AN. F14
18.206; Brief des AA an das BayMA (20.12.28), in: BayHStA. MA 106.121.
399 Vgl. Rundschreiben der CSV an die Einzelmitglieder (08.02.29), in: BA-R 8014/156.
400 Vgl. hierzu das undatierte „Memorandum sur la question sarroise“, in: AN, F10 2069.
401 Vgl. Rundschreiben der AFS (Juni 1932), in: MAE. PA-AP 212/3.
402 Der Vizepräsident des französischen Senats war zugleich führender Kopf der „Union Républicaine“.
Vgl. Bericht des Amtlichen Preußischen Pressedienstes (Januar 1934). in: BA-R 8036/7; SF 15 (1934)
2, S. 20.
403 Siehe hierzu Teil II, Kap. 3.3.
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