3 Tätigkeitsfelder der Geschäftsstelle „Saar-Verein“
und des Bundes der Saarvereine bis 1933
3.1 Die Kooperation mit reichsdeutschen Behörden
3.1.1 Kulturpropaganda im Verborgenen: Die Kooperation mit der Reichszentrale
fiir Heimatdienst“ und der „Rheinischen Volkspflege “
Der strukturelle Umbau des Saargebietsschutzes zur Geschäftsstelle „Saar-Verein“
änderte zunächst nichts an der inhaltlichen Ausrichtung der Propagandaarbeit. Auch
weiterhin verschrieben sich die „Saarfreunde“ der Erhaltung und Stärkung des
deutschen Gedankens bei gleichzeitiger Abwehr französischer Versuche, die in
Versailles gescheiterte Annexion des Saargebiets auf anderem Wege zu verwirkli¬
chen, und ermutigten die Saarländer, ihr Schicksal zu ertragen. Nach außen gab der
Verein stets vor, keine Aktivitäten im Saargebiet entfalten zu wollen, da die dortigen
Verfechter des deutschen Gedankens sich selbst am besten zu helfen wüßten. Außer¬
dem wolle man den Franzosen keinen Vorwand zu Interventionen geben1. Nichts¬
destotrotz hob Vogel gerne die enge Fühlungnahme mit Vertretern der saarländischen
Politik, Wirtschaft und des kulturellen Lebens hervor, die er damit rechtfertigte, seine
Arbeit mit den Bedürfnissen der Saar koordinieren zu müssen2 3. Da sich die Ge¬
schäftsstelle „Saar-Verein“ als kompetente Saarinstanz profilieren wollte, waren
diese Kontakte unumgänglich.
In der Umbruchs- und Konsolidierungsphase trug sich die Geschäftsstelle „Saar-
Verein“ sogar noch mit dem Gedanken, die Organisation auch innerhalb des Saar¬
gebietes aufzubauen'. Das Vorhaben scheiterte allerdings; außer zwei konspirativen
Gruppen im saarländischen Altenwald bzw. Saarbrücken4, ließen sich keine Ableger
des Bundes an der Saar ermitteln'''. Aus diesem Grund trat die konspirative Zu¬
1 Vgl. VOGEL: Geschäftsstelle „Saar-Verein", S. 223.
2 Vgl. „Die Jahresarbeit des Bundes der Saarvereine und der Geschäftsstelle ,Saar-Verein' im Jahre
1925“ (Januar 1926), in: LA Saarbrücken, Saar-Verein 2.
3 Nach Antritt der Reko sollte im Verborgenen eine überparteiliche deutsche Vereinigung gebildet
werden. Die Geheimhaltung schien angeraten, um nicht den Verdacht zu erregen, Irredentismus zu
betreiben: Vgl. Denkschrift der GSV an den preußischen Ministerpräsidenten Hirsch (06.08.19), in:
BA-R 8014/662.
4 Vgl. Auflistung (30.03.22), in: BA-R 8014/1. Die Gruppe in Altenwald tarnte sich als Unterhaltungs¬
klub und zählte 17 Mitglieder: Vgl. Schriftwechsel zwischen GSV und Fritz Moser (1921 f.), in: BA-R
8014/188. Ansprechpartner der Saarbrücker Vereinigung, die Mitte Juli 1922 48 Mitglieder gezählt
haben soll, warein gewisser Arnold Kornell, der die GSV mit Zeitungsausschnitten und Informationen
versorgte und neue Abonnenten für den SF warb. Vgl. Schriftwechsel zwischen Arnold Kornell und der
GSV (1921-1924), in: BA-R 8014/161-165.
Da auch nach der Ära Rault triftige Gründe gegen den organisierten Zusammenschluß in saarländischen
Ortsgruppen sprachen, die GSV beitrittswillige Saarländer aber nicht verprellen wollte, wurden die
dortigen Bezieher des SF zu „fördernden Mitgliedern“ erklärt: Vgl. Brief der GSV an vier Bahnbedien¬
stete (03.12.27), in: BA-R 8014/176. Nach der Rückgliederung wurde diese informelle Mitgliedschaft
auf die Mitgliedschaft in der DF angerechnet, was sich wiederum positiv auf die Mitgliedschaft in der
NSDAP auswirkte: Vgl. Brief der GSV an Posselt (12.02.35), in: LA Saarbrücken, Saar-Verein 7.
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