Vorbeck181, die saarländische Heimatdichterin Liesbet Dill182, Oberbergrat Wilhelm
Cleff183 und Oberberghauptmann Flemming184 185. der Chef der Heeresleitung Wilhelm
Heye1X3 oderauch Konteradmiral Seebohm186 zu den Mitgliedern. Zieht man die - im
Gegensatz zu anderen Ortsgruppen erhaltenen - Mitgliederlisten zu Hilfe, so finden
sich hier zahlreiche Angehörige des gehobenen Bürgertums: Direktoren, Rechts¬
anwälte, Ministerialbeamte, Ingenieure, Fabrikbesitzer und Ärzte prägten den Cha¬
rakter des Vereins1*7. Diese Beobachtung spiegelt sich auch im Vorstand wider: Nach
dem Wegzug Fetts leitete der bisherige Stellvertreter Direktor Dietz vorübergehend
die Gruppe, bis 1928 der Rechtsanwalt und Notar Spengler, der noch auf der Grün¬
dungssitzung der Berliner Ortsgruppe deren Aufgaben attackiert hatte, nun selbst den
Vorsitz übernahm. Ihm folgte von 1931 bis 1933 Oberbergrat Max Heckei, bis im
Oktober 1933 schließlich das Führerprinzip mit Amtsrat Richard Hellwig Einzug
hielt188.
Die Berliner Saarvereinigung besaß anfangs sowohl hinsichtlich ihrer Organisation
als auch ihrer Tätigkeit Modellcharakter189. Die auffallend zahlreichen Vorträge in
der Ortsgruppe - 1920 und 1921 mindestens in jeder zweiten Sitzung -, über die
auch der „Saar-Freund“ ausführlich berichtete, sollten den anderen Ortsgruppen zur
Nachahmung dienen. Insbesondere bei renommierten Rednern oder bei Gästen aus
dem Saargebiet ergingen stets Einladungen an die Berliner Ministerien190. Mit Vor¬
tragstiteln wie „Die Fremdherrschaft am Rhein und an der Saar und die deutsche
Einheit“, „Hat das Saargebiet von der Konferenz in Spa etwas zu erwarten?“ oder
„Bergbau an der Ruhr und an der Saar“191 gab sich die Vereinigung den Anstrich
181 Vgl. Brief Lettow-Vorbecks (1870-1964) an GS V(31.01.20), in: BA-R 8014/211; SF 1 (1920)3, S.
12. Der in Saarlouis geborene ehemalige Kommandeur der Schutztruppe von Deutsch-Ostafrika
wurde aus der Reichswehr wegen seiner Beteiligung am Kapp-Putsch ausgeschlossen. Zwischen 1928
und 1930 gehörte er dem Reichstag für die DNVP an.
182 Vgl. Mitgliederliste von 1933, in: BA-R 8014/237.
183 Wilhelm Cleff (1861-1932) leitete zwischen 1899 und 1904 das saarländische Steinkohlenbergwerk
Friedrichsthal, um nach vorübergehender Tätigkeit im Breslauer Oberbergamt 1907 als Vorsitzender
der Königlich Preußischen Bergwerksdirektion nach Saarbrücken zurückzukehren. Vier Jahre später
wurde er zum Geheimen Oberbergrat im PrMFIandel befördert, von wo er schließlich von 1922 bis
1927 zum Oberbergamt Halle als Berghauptmann wechselte. Im August 1924 wurde er zum Ehren¬
mitglied der dortigen Ortsgruppe ernannt: Vgl. SF 5 (1924) 13,S. 199f.;FAUS 1968. S. 94 f. Vgl.
auch den Nachruf auf Cleff, in: SF 13 (1932) 17, S. 292 f.
184 Vgl. Mahnliste für 1928, in: BA-R 8014/226.
185 Beitritt zum 01.01.27: Vgl. BA-R 8014/224.
186 Seebohm war langjähriger geschäftsführender Vorsitzender des VDA: Vgl. Mahnliste für 1928, in:
BA-R 8014/226.
18 Eine plausible Erklärung hierfür ist, daß die saarländische Arbeiterschaft eher in anderen Regionen
des Reichs als in Berlin eine neue Beschäftigung fand. Hieran änderte auch der vergleichsweise
verhaltene Zulauf nach der nationalsozialistischen Machtübernahme nur wenig: Unter den neu
beigetretenen Mitgliedern fanden sich zahlreiche Mitglieder der Berliner Ministerialbürokratie und
Bergbeamte: Vgl. SF 15 (1934) 10, S. 183.
188 Vgl. SF 14 (1933) 20, S. 393; SF 14 (1933) 21, S. 408 f.
189 Am Text der Berliner Satzungen orientierten sich nachfolgend zahlreiche andere Ortsgruppen.
190 Diese sagten in der Regel dankend ab.
191 Vgl. SF 1 (1920)4. S. 24; SF 1 (1920)8, S. 56; SF4(1923) 10, S. 133.
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