Ideologie an und veröffentlichte in Bürckels Organ Deutsche Front: Brüder in
Not.2'9 Das Vorhaben des Nationalsozialismus, mit dem individualistischen
„Chaos der Formlosigkeit“ aufzuräumen und den städtischen Einfluss auf das
bäuerliche Leben und Dorfbild zu beschränken, fand Keuths Beifall.220
Mit der Hilfe der rheinischen Provinzialverwaltung und der SFG sammelte Bach
ab Anfang der 1930-er Jahre die saarländischen Flurnamen und schulte saar¬
ländische Flurnamenforscher. Die Orts- und Flurnamenforschung hatte seit ihrer
Begründung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ebenfalls eine politische
Funktion. Mit dem linguistischen Nachweis einer frühen germanischen Besied¬
lung aus den Toponymen wurde eine Landschaft für das deutsche Volkstum
reklamiert.221 Für den Atlas der Deutschen Volkskunde wurde im September 1932
die rheinische und saarländische Flurnamenforschung in Bonner Arbeitsgemein¬
schaften zentralisiert222 und in Kreuznach und Bonn Konferenzen des Rheinischen
Flumamenarchivs abgehalten. Die Zusammenarbeit von IGL und saarländischer
Flurnamenforschung war fruchtbar. 1934 veröffentlichte der saarländische Lehrer
Joh. Engel in den Rheinischen Vierteljahrsblättern seine Arbeit über Heimatfor¬
schung und Heimatunterricht22' und die von Bach betreute Dissertation von
Elisabeth Westphal über „Flurnamen und Kulturkreisforschung“ berücksichtigte
ebenfalls das Saargebiet.224
Kunstgeschichte
Ebenfalls mit ihrem rheinischen Pendant hing die saarländische Kunstdenkmäler¬
inventarisierung zusammen. Das rheinische Inventar wurde von der rheinischen
Denkmalkommission herausgegeben, der Clemen als Vorsitzender und Nikolaus
Irsch angehörten, beide gleichfalls Mitglieder der SFG.22'’ ln Zusammenarbeit von
Kunstgeschichte und Geschichte sollten die Inventare die Behauptungen der fran¬
zösischen Kunstgeschichte entkräften, die Rheinlande seien von französischen
Stilrichtungen, namentlich vom Barock geprägt.226 Um sich der Kooperation von
14 AAE, Sarre 283/1: Hermann Keuth, „Ländliche Arbeitskultur an der Saar“, Deutsche Front:
Brüder in Not (Mitte Dezember 1934), 2. Sondernr. zur Saarabstimmung.
'20 Keuth, „Ländliche Arbeitskultur“, 88.
2-1 Haubrichs, „Krieg der Professoren“, 232-35.
222 LASb, SM 12: Schmidt-Ott an Mitglieder der SFG v. 28.9.1931, Anhang zu Schmidt-Ott u.
Aubin, Mitgliederversammlung der SFG am 10.9.1932: Anträge; HessHStA, 1150/63: Sante an
Emrich v. 14.3.1935, 2; cf. Adolf Bach, „Die saarländische Sprachlandschaft“, Rheinische
Vierteljahrsblätter, 1 (1931 ), 48-65, hier 48-65.
223 Joh. Engel, „Heimatforschung als Grundlage des Heimatunterrichts in Eimersdorf Kr. Saar¬
louis“, Rheinische Vierteljahrsblätter, 4 (1934), 179-89.
224 BABL, R8037/1: Aubin, Wissenschaftliche Unternehmungen der SFG 1.10.1933-30.9.1934,
1; Elisabeth Westphal, Flurnamen und Kulturkreisforschung (Bonn: Ludwig, 1934); cf. id.,
„Flurnamen und Kulturkreisforschung“, Rheinische Vierteljahrsblätter, 4 (1934), 129-75.
225 LASb, SM 12: „Sitzung des verstärkten Vorstandes“ der SFG v. 13.4.1927 [4].
Paul Tirard, L’art français en Rhénanie pendant l’occupation 1918-1930, avec les extraits
du rapport général de Charles Duvent [Paris: Min. des affaires étrangères, 1930]; A. Bourceret,
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