Griewank (1900-53), der ihn gegebenenfalls vertrat.15" Bezeichnenderweise wird
Schmidt-Ott in den Protokollen der SFG einmal als Gast, ein anderes Mal als
Mitglied geführt.159 160 Bongard setzte sich für die Wahl Aubins zum ersten Vor¬
sitzenden der SFG ein. Er wollte den Vorsitz keinem saarländischen Mitglied an¬
vertrauen, denn er fürchtete, dass ein Saarländer in die SFG „eine Menge von Ge¬
gensätzen und Widerständen gleich mitgebracht“ hätte.161 Vor dem Hintergrund
der langjährigen Auseinandersetzungen zwischen der Stadt Saarbrücken und dem
Historischen Verein162 werden Bongards Befürchtungen verständlich. Die saarlän¬
dische Heimatforschung musste sich mit dem zweiten Rang abfinden: Häuser und
Piert wurden in den Vorstand gewählt. Der Vorsitzende des Historischen Vereins
und Stadtarchivar von Saarbrücken Ruppersberg wurde Schriftführer der SFG.163
Gefahr für die nationale Integrität
Auf der Gründungsversammlung entbrannte ein Streit über eine politische Frage,
die die SFG bis zur Rückgliederung immer wieder zu beantworten hatte. 1926
stellte sie der Deutschtumsaktivist Syndikus Max Martin Schlenker.164 Eine von
der gesamtrheinischen getrennte saarländische Forschung, fürchteten Schlenker
und mit ihm saarländische Stahlindustriefuhrer, bekräftige die französische Argu¬
mentation von der Geschiedenheit des Saargebietes und den Status quo, anstatt
dessen künstlichen Charakter hervorzuheben. Schlenker wollte die Gründung der
Forschungsgemeinschaft bis zur Rückgliederung aufschieben.165 Aber eben jene
Rückgliederung, die von wissenschaftlicher Seite vorbereitet werden wollte, war
der eigentliche Zweck der SFG. Bongard setzte Schlenker die maßgebliche Betei¬
ligung reichsdeutscher Wissenschaftler und die Einbindung der SFG in die rheini¬
sche Forschung auseinander.166 Doch Schlenker ließ sich nicht abbringen. Im
Winter schlossen sich der preußische Kultusminister Carl Heinrich Becker, das
159 Hermann Heimpel, „Nachwort“, Karl Griewank, Der neuzeitliche Revolutionsbegriff:
Entstehung und Entwicklung, aus dem Nachlass hg. v. Ingeborg Horn (Weimar: Böhlau, 1955),
323-26; Peter Schäfer, „Griewank, Karl“, Great Historians of the Modern Age: An Inter¬
national Dictionary, ed. Lucia Boia [et al.] (Westport, CT: Greenwood, 1991), 280.
160 Gast: LASb, SM 12: Aubin, Griewank, Mitgliederversammlung der SFG v. 25.9.1927, 1-2;
Aubin, Griewank, Mitgliederversammlung der SFG am 6.1.1929, 2; Aubin, Griewank, Tagung
der SFG am 21./22.9.1929, 1. Mitglied: LASb, SM 12: Griewank, Sitzung der SFG am
4.10.1930, 1. Cf. Hammerstein, Deutsche Forschungsgemeinschaft, 87.
161 BACos, R 1601/1832: Bongard, Gründung der SFG v. 14.11.1926, 3-4, Zitate 3.
I6~ Linsmayer, Politische Kultur, 337-38, 343; Ludwig Linsmayer, „Kulturpolitik im
Spannungsfeld zwischen Stadt und Verein: Zur Entwicklung der Stadtbibliothek Saarbrücken
und der Bibliothek des ,Historischen Vereins für die Saargegend1 in der Zwischenkriegszeit“,
Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend, 37 (1989), 103-28, hier 120-23.
If" BACos, R1601 /1832: Bongard, Gründung der SFG v. 14.11.1926, 6; LASb, SM 12: Aubin,
Griewank, Mitgliederversammlung der SFG am 6.1.1929, 8.
Schlenker saß nebenbei im Hauptausschuss des VDA, im Ausschuss des Saar-Vereins und
im Verwaltungsrat des ELI: DBA II, 1152: 197-201; Poßekel, „VDA“, 4: 291.
BACos, R 1601/1832: Schlenker an Schmidt-Ott v. 22.10.1926, 7-8.
166 BACos, R 1601/1832: Bongard, Gründung der SFG v. 14.11.1926, 5.
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