d’études und der Société des amis des pays de la Sarre zu vergleichen. Darüber
hinaus waren die Saarlande kulturpolitisch verwaist. Die saarländische Forschung
war auf Hilfe von außen angewiesen und mangelte universitärer Betreuung.121 Es
gab, wie Georg Wilhelm Sante beklagte, nur „örtliche Geschichts- und Heimat¬
vereine mit beschränktem Gesichtsfeld“, „keine Hochschule, kein wissenschaft¬
liches Institut, keine wissenschaftliche Bibliothek“,122 noch nicht einmal ein
größeres Archiv. Studenten verließen das Saargebiet und gingen zumeist an eine
der rheinischen Universitäten. Selbst die Lehrerausbildung wurde außerhalb in
Preußen oder in Hessen vorgenommen. Zwar hatte diese Situation für die deutsche
Seite den Vorteil, dass es keine unter französischem Vorzeichen stehende
saarländische Hochschulentwicklung gab,123 doch um die Saarlande nicht wissen¬
schaftlich verkümmern zu lassen, war Hilfe geboten.
Rheinische Wissenschaften
Das Bonner Institut für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande (IGL) stand seit
seiner Gründung 1920 im kulturpolitischen Abwehrkampf am Rhein. Von Bonn
ging die erste Initiative zur organisatorischen und inhaltlichen Koordinierung der
Saarforschung aus, die 1926 in die Gründung der SFG mündete. Bonn leistete bis
über die Saarabstimmung hinaus personelle, inhaltliche, methodische und logisti¬
sche Hilfe. Die Wissenschaftsidee und -praxis des IGL, die Verbindung von univer¬
sitärer und außeruniversitärer Forschung, die Form wissenschaftlicher Tagungen,
die Gründung eines Dachverbandes über den Heimatvereinen, die Herausgabe eines
regionalen Geschichtsatlasses und der nationalpolitische Anspruch beeinflussten die
SFG. Nicht zuletzt waren viele der von der SFG unterstützten Studien solche des
IGL. Aus diesem Grund sei zunächst das IGL stärker beleuchtet.
Am Anfang des IGL stand die Suche nach zukunftsweisenden und im Deutschland
des verlorenen Weltkrieges Sinn stiftenden Forschungsinhalten und -methoden und
nach einer wissenschaftlichen Organisation der rheinischen Forschung. Movens war
der angehende Historiker Hermann Aubin (1885-1969).124 Er wollte die rheinische
1-1 Linsmayer, Politische Kultur, 354, 347; cf. HessHStA, 1150/63: Sante, Anlage I v.
21.1.1935; Sante an Brackmann v. 26.1.1935; Sante an Emrich v. 14.3.1935, 3.
122 Cf. HessHStA, 1150/63: Sante [Forschungsarbeit an der Saar] v. 9.3.1935, 1.
1-2Jacoby, Nationalsozialistische Herrschaftsübernahme, 41; cf. LASb, SM 45: [Fritz Hellwig]
„Über die Errichtung eines deutschen Grenzlandinstitutes im Saargebiet“, 3.
14 E. Pitz, „Neue Methoden ...“, 487-88; Schöttler, „Von der rheinischen Landesgeschichte“,
94; Wein, Deutschlands Strom, 114-21; Wilhelm Janssen, „Das Institut für Geschichtliche
Landeskunde der Rheinlande der Universität Bonn nach der Ära Steinbach (seit 1961)“,
Landesgeschichte in Deutschland: Bestandsaufnahme — Analyse — Perspektiven, Hg. Werner
Buchholz (Paderborn: Schöningh, 1998), 315-23, hier 321 begnügte sich mit einem kurzen
Hinweis auf die politischen Implikationen des IGL. Cf. Nikolay-Panter, „Geschichte“, 233-62;
id., „Zur geschichtlichen Landeskunde der Rheinlande“, Geschichtliche Landeskunde der
Rheinlande: Regionale Befunde und raumübergreifende Perspektiven: Georg Droege zum
Gedenken, Hg. id., Wilhelm Janssen, Wolfgang Herbom, Veröffentlichungen des Instituts für
geschichtliche Landeskunde der Rheinlande, Bonn (Köln: Böhlau, 1994), 3-22; Edith Ennen,
„Hermann Aubin und die geschichtliche Landeskunde der Rheinlande“, Rheinische Viertel-
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