Stadtbibliothek fest.''0' Grundsätzlich stimmte die Stadt Metz der Übergabe seiner
Stadtbibliothek an die Westraumbibliothek zu, nicht zuletzt um die Reichsbiblio¬
thek an die Stadt zu binden.* 506 Doch sie konnte sich nicht leichten Herzens von
ihrer 130-jährigen Bücherei trennen. Ein Rückfallrecht an den städtischen Buch¬
beständen wurde für den Fall, dass der Sitz der Westraumbibliothek aus Metz ver¬
legt würde, in den Vertrag aufgenommen. Die musealen Gegenstände aus der
Stadtbibliothek sollten dem Archiv oder Museum zukommen.507 Wiederholte
Erinnerungen Emrichs an den Oberbürgermeister von Metz beschleunigten die
Übergabe der Stadtbibliothek nicht. Als die Alliierten schon in der Normandie
standen, ermahnte Wegener ein letztes Mal das städtische Kulturamt.508
Einen Monat später marschierte die 3. US-Armee in rasendem Tempo auf
Lothringen zu. Die Befreiung der Moselle stand unmittelbar bevor und Bürckel
befahl am 31. August 1944 den Reichsdeutschen die Flucht aus Lothringen.500
Sein Rückzugsbefehl wurde zum Verhängnis der in die Kaserne Fort Manstein
(Fort Girardin) auf dem Berg St. Quentin bei Metz ausgelagerten wertvollsten
Werke der Stadtbibliothek, eines kleinen Teils der kostbarsten Bücher aus der
Westraumbibliothek und einiger Bestände des Staatsarchivs.510 ln der Nacht zum
1. September 1944, als amerikanische Panzer über Bar-le-Duc hinaus auf die Mosel
zustießen,511 legte ein Zahlmeister des Heeresbekleidungsamtes eigenmächtig in
fast allen Räumen des Forts Feuer; sechs Tage später wurde er vom Feldgericht in
Metz „wegen der Vernichtung von Heeresgut“ zum Tode verurteilt.512 Er hatte
aber nicht nur die von der Kleiderkammer belegten Räumen angezündet, sondern
auch die Kasematten, in denen die Bücher und Archivalien untergebracht
0> BABL, R21/106S1, f. 16'-17: Kummer, Bericht über die Dienstreise nach Metz (12.-17.
1.1944) v. 2.2.1944.
506 AMMetz, 2Z8a: OB von Metz an Hausen u. an Schrod v. 8.3.1944; cf. Jung (Kulturamt) an
OB v. 19.10.1943.
507 AMMetz, 2Z8d: Dr. Buchmann (Stadtkämmerer) an OB von Metz v. 17.2.1944; AMMetz,
2Z8a: OB von Metz an Hausen u. an Schrod v. 8.3.1944.
508 AMMetz, 2Z8a: Emrich an OB von Metz v. 7.2., 11.3. u. 1.4.1944; Wegener (WRB) an
Studienrat Jung (Kulturamt) v. 25.7.1944.
509 Rödel, „Behörde“, 311-12; Wolfanger, „Populist“, 78; Dieter Wolfanger, „Die Ausdehnung
nach Westen: Von der Saarpfalz zur Westmark“, Zehn statt tausend Jahre: Die Zeit des Natio¬
nalsozialismus an der Saar (1935-1945): Katalog zur Ausstellung des Regionalgeschichtlichen
Museums im Saarbrücker Schloß, Hg, Regionalgeschichtliches Museum, 2. korr. Aufl.
(Saarbrücken: Merziger Dr. u. Verl., 1988), 269-80, hier 279.
510 Colnat, Guide, 46.
511 René Caboz, La bataille de la Moselle, 25 août - 15 décembre 1944, [2e éd. rev. et cor.] Do¬
cuments lorrains (Sarreguemines: Pierron, 1981); id., La bataille de Metz, 25 août - 15 sep¬
tembre 1944, Documents lorrains (Sarreguemines: Pierron, 1984); cf. Gilbert Grandvaî, A. Jean
Collin, Libération de l’Est de la France, Hachette Littérature ([Paris] Hachette, 1974), 156-57;
Sary, „Vie à Metz“, 165. Colnat, Guide, 46 gab die Nacht zum 31.8,1944 an und Pierre Denis,
La libération de Metz 1944, éd. [augm.] du cinquantenaire (Metz: Serpenoise, 1994), 60 nannte
als Brandstifter einen Offizier des 13. SS-Armeekorps; beide Angaben sind falsch.
BABL, R2I/10612, f. 68v: Aktennotiz v. 22.1.1945, f. [86]: Divisionsrichter der Division
Nr. 172 an RMWEuV v. 19.2.1945.
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