Erfolgshistorie“ umgeschrieben.637 Ramsauer und sein Freund Dr. Ernst Kaul vom
VwA erhielten den Auftrag, den Artikel zu verfassen, der schließlich von Philipp
Lenard für das Handwörterbuch freigegeben wurde.638
Um das Grenz- und Auslandsdeutschtum ideell zu stützen, billigte der VwA
Ramsauers Vorhaben, förmlich gegen die polnische Vereinnahmung zu protestie¬
ren.639 Wenn Landsleute vom Format eines Kopernikus von fremdem Volkstum
usurpiert werden könnten, dann drohe allen im Ausland lebenden Deutschstämmi¬
gen die Umvolkung. Kaul forderte in der VDA-Zeitschrift Der Volksdeutsche, „daß
die deutsche Natur- und Geschichtswissenschaft von sich aus das Deutschtum des
Coppernicus bekunden und damit dem Spuk von seinem angeblichen Polentum ein
für allemal ein Ende bereiten möge“.640 Ramsauer bat die Deutsche Gesellschaft
für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik (DGGMNT) um eine
öffentliche Stellungnahme.641 Deren Vorsitzender bot sich an, „den Polen auf die
Finger zu klopfen und der Weltöffentlichkeit gegenüber Kopernikus aus der
polnischen Umklammerung zu befreien“.642 Die DGGMNT und die Gesellschaft
Deutscher Naturforscher und Ärzte nahmen volkswissenschaftliche Themen ins
Programm ihrer Tagungen auf. Ihre Vorsitzenden verfassten eine Erklärung, die,
vom Propagandaministerium freigegeben, Mitte Juli 1937 veröffentlicht und
zusammen mit Dokumenten zur deutschen Abstammung des Astronomen im
deutschen Pavillon auf der Weltausstellung in Paris ausgestellt wurde:643 Die
polnische „Geschichtsfälschung“ wurde entschieden zurückgewiesen; Kopernikus
sei „rein deutscher Abstammung''' und nehme „einen der hervorragendsten Plätze in
der geschichtlichen Entwicklungsreihe der deutschen Naturforschung“ ein.644
f“ Volker R. Remitiert, „Galilei und die Rassenlehre: Naturwissenschaftsgeschichte als Legiti¬
mationswissenschaft im Dritten Reich“, Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 49 (2001), 333-
51, hier 339, cf. 338.
638 Der ursprünglich vorgesehene Beitrag des Kopemikus-Experten Ernst Zinner war nicht zur
Zufriedenheit der Hauptredaktion ausgefallen; BAKo, RI73/149: Schwalm, Besprechung mit
Ramsauer in Bayreuth am 5./6.1.1939 v. 27.1.1939; HMP, G/Ramsauer Briefe bis 1939:
Ramsauer an Schwalm (//w-HR) v. 20.9.1937, Ramsauer an Schilling v. 22. u. 29.5. 1937;
„Koppernick, Nikolaus“, H[aupt-]R[redaktion], in. Zsarb. mit E[mst] Kaul, R[embert] Ramsauer
[et al.], Handwörterbuch des Grenz- und Auslanddeutschtums, Hg. Carl Petersen, Otto Scheel,
Hans Schwalm (Breslau: Hirt, 1938), 3: 313-15; cf. Koeppen, „Schreibung“, 191-92, 233-34; cf.
Robert Westman, „Zinner, Copemicus, and the Nazis“, Journal for the History of Astronomy, 28
(1997), 259-70, hier 260-61; Remitiert, „Galilei“, 337-40.
6,9 Ramsauer, „Deutscher!“ 48.
640 HMP, G/Ramsauer Briefe bis 1939: E[rnst] Ka[ul], „Coppernicus - ein deutscher Forscher!“
Der Volksdeutsche, 13 (1937), 5.
641 HMP, G/Ramsauer Briefe bis 1939: Ramsauer an Diepgen v. 21.5.1937, cf. Ramsauer an
Lockemann v. 21.5.1937, Ramsauer an Kaul v. 29.5.1937.
64~ HMP, G/Ramsauer Briefe bis 1939: Prof. Georg Lockemann an Ramsauer v. 27.5.1937; cf.
NDB, 15: 6-7; DBA II, 822: 348-59.
643 HMP, G/Ramsauer Briefe bis 1939: Kaul an Ramsauer v. 2. u. 5.6.1937.
644 HMP, G/Ramsauer Briefe bis 1939: Kühn, Lockemann, „Eine gemeinsame Erklärung der
Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte und der Deutschen Gesellschaft für Geschichte
der Medizin, Naturwissenschaften und Technik“, Der Volksdeutsche, 13 (1937), 5.
285