Universität Kiel, ln Kiel leitete er im Winter 1933/34 die nationalsozialistischen
Schleswig-Holsteinischen Hochschulblätter. Als Student trat Ramsauer 19-jährig
in die NSDAP ein.614 Nur einen Monat vor der nationalsozialistischen Machtüber¬
nahme trat er aus der NSDAP wieder aus.61" Über die Gründe für diesen Schritt
lässt sich, wie bei Christmann, nur spekulieren. Die letzten Monate des Jahres
1932 müssen den völkischen Eiferer frustriert haben. Ramsauer hatte wohl die
Hoffnung auf den Sieg des Nationalsozialismus aufgegeben. Nach 1933 sollte er
diesen „unüberlegten Augenblick“ einige Male bedauern. Nach eigener Aussage
scheiterte hieran seine staatliche Anstellung. Obwohl der Parteiaustritt seiner
politischen Tätigkeit im NSD-Studentenbund und in der Deutschen Studenten¬
schaft keinen Abbruch tat, lastete er so schwer auf seiner Biographie, dass er ihn
in seiner Erinnerung auf den Tag der nationalsozialistischen Machtübernahme, den
30. Januar 1933, verklärte.616 Stattdessen wurde er Mitglied des Nationalsozialisti¬
schen Bundes Deutscher Techniker und NSKK-Mann in Kaiserslautern. Nach dem
Ende der Parteiaufnahmesperre kehrte Ramsauer 1937 in die NSDAP zurück.617
Unter dem Eindruck des politischen Machtwechsels in Gesellschaft und Univer¬
sität gab Ramsauer die bereits begonnene Dissertation in Experimentalphysik auf,
wechselte „im Bemühen um eine klare Stellung insbesondere zu den modernen
Naturwissenschaften“ zur Wissenschaftsgeschichte und promovierte 1935 bei
dem Naturwissenschaftshistoriker und nationalsozialistischen Hochschulgleich¬
schalter Wolf mit einer fragwürdigen naturwissenschaftshistorischen Dissertation
über einen „Ansatz zu einer deutschartig-schauenden Naturforschung und Theorie
der Materie im 17. Jahrhundert“ zum Dr. phil.618 Als Wolf Kiel verließ, folgte er
seinem Doktorvater als Assistent ans Institut für Physikalische Chemie der Uni¬
versität Würzburg und half ihm bei der Herausgabe der Zeitschrift für die gesamte
Naturwissenschaft, dem „inoffiziellen Sprachrohr der Anhänger der arischen
Physik“. Vermittelt von Karl Lothar Wolf, der Mitglied der PGFW war, erhielt
Ramsauer am Saarpfälzischen Institut Mitte 1937 ein Stipendium für eine
614 BDC, Ramsauer: NS-Mg.-Nr. 290 600 v. 1.9.1930.
616 Rückwirkend zum 31.12.1932; BDC, Ramsauer: Grünwald (Abschnittsleiter des Schieds-
amtes) an Karl Richter (NS-Gauschatzmeister Halle-Merseburg) v. 19.1.1945.
616 HMP, G/Ramsauer Briefe bis 1939: Ramsauer an Dr. Hans Schimank (Hamburg) v.
29.10.1937; cf. Schleswig-Holsteinische Hochschulhlätter, hg. v. d. Studentenschaft der Uni¬
versität Kiel, 9 (Nov. 1933), Nr. 6 - (Feb. 1934), Nr. 10: Artikel von Ramsauer in den
Schleswig-Holsteinischen Hochschulblättern: „Völkische Führer“, 9 (1933/34), Nr. 6, 5-6;
„Um neue hündische Formen: Zeitschriftenschau“, 11-13; „Hauptamt für Aufklärung und
Werbung“, Nr. 7, 8; Leitartikel „Jugend und Wissenschaft“, Nr. 8, 1-2.
61' ADM, 1W204, Ramsauer: Personalbogen v. 28.10.1940; HMP, G/Ramsauer Briefe bis
1939: Ramsauer an Führer des NSKK-Sturmes 32/M 151 v. 1 1.11.1937; BDC, Ramsauer: Jetzt
trug er die Mg.-Nr. 5 750 564; Grünwald an Richter v. 19.1.1945, cf. Grünwald an Otto de
Mars (NS-Gauschatzmeister Berlin) v. 19.1.1945; ADM, 1W204, Mappe „Dr. Ramsauer,
Rembert“: Personalbogen v. 28.10.1940.
618 Ramsauer, ,Atomistik“, 123. Heiber, Universität, T. 2, 1: 630 schrieb, dass die Doktorarbeit
Ramsauers von Wolfs „Kollegen in Randbemerkungen grausam verrissen“ worden sei, cf. 446-48.
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