und Westforschern bei der Kriegs- und Annexionsvorbereitung belegte.61 Ein
weiterer Sammelband zur Frankreichforschung ist in Planung. Die jüngst erschie¬
nene Studie Steffen Kaudelkas analysierte die deutsche Rezeption der französi¬
schen Geschichtswissenschaft in der Zwischenkriegszeit.62 Zur Kontinuität der
Westforschung und zum Konstanzer Arbeitskreis von Theodor Mayer verfasst
Reto Heinzei eine Doktorarbeit.63 Heute ist gewiss, dass die Beteiligung deutscher
Sozialwissenschaftler an den politischen, sozialen oder ökonomischen Projekten
des NS-Regime nicht die Ausnahme, sondern die Regel gewesen war.64
Die Geschichte des Saarlandes unter nationalsozialistischer Herrschaft wurde vor¬
nehmlich von Gerhard Paul und Klaus-Michael Mallmann beschrieben.65 66 Einen
guten Überblick liefert der Ausstellungskatalog Zehn statt tausend Jahre.bb Nach
einem fast 40-jährigen Forschungsdefizit zur Geschichte der Pfalz im National¬
sozialismus nahm seit den 1980-er Jahren die Zahl der Beiträge zu.67 Die bedeu¬
tendste Veröffentlichung ist der Sammelband über Die Pfalz unterm Hakenkreuz,68
Das wichtigste Buch zur Annexion der Moselle im Zweiten Weltkrieg ist die
schon genannte Studie von Wolfanger zur nationalsozialistischen Politik in Loth¬
ringen.69 Vortrefflich ist ebenfalls der Sammelband Moselle et Mosellans dans la
61 Thomas Müller, „Die Formierung des ,Grenzraums4: Die ,Abteilung G‘ des Reichsinspek¬
teurs und Landeshauptmanns Haake“, Griff nach dem Westen: Die „ Westforschung “ der völ¬
kisch-nationalen Wissenschaften zum nordwesteuropäischen Raum (¡919-1960), Hg. Burkhard
Dietz, Helmut Gabel, Ulrich Tiedau, Studien zur Geschichte und Kultur Nordwesteuropas, 6
(Münster: Waxmann, 2003), 763-90; cf. Thomas Müller, ^Ausgangsstellung zum Angriff: Die
,Westforschung4 der Technischen Hochschule Aachen44, ihid. 819-50, hier 828-32; cf.
Burkhard Dietz, „Die interdisziplinäre ,Westforschung4 der Weimarer Republik und NS-Zeit
als Gegenstand der Wissenschafts- und Zeitgeschichte: Überlegungen zu Forschungsstand und
Forschungsperspektiven44, Geschichte im Westen, 14 (1999), 189-209. Auf HSozKult wurde
Mitte 2003 über die Rolle der deutschen Westforscher bei der nationalsozialistischen Kriegs¬
vorbereitung und im Besetzungs- und Annexionsapparat im Westeuropa des Zweiten Welt¬
krieges gestritten, http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/forum/type=diskussionen&count
=7&sort=datum&order=down&hskyear=2003&search=westforschung&page id=l (14.8.2004).
62 Steffen Kaudelka, Rezeption im Zeitalter der Konfrontation: Französische Geschichtswissen¬
schaft und Geschichte in Deutschland 1920-1940, Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts
für Geschichte, 186 (Göttingen: V&R, 2003).
63 Cf. Reto Heinzei, „Geschichtswissenschaft als ,Führeramt im Volksganzen4: Der Historiker
Theodor Mayer im Dritten Reich“, Zürich, Univ., Phil. Fak., Liz.-Arb., 1999.
64 Wolfrum, Geschichte, 47. Elvert, „Geschichtswissenschaft“, 132 schätzte die Zahl der offen
mit dem NS kooperierenden Historiker auf 40%; weitere 40% hätten sich mit dem NS-Regime
arrangiert.
65 In der Reihe Widerstand und Verweigerung im Saarland 1935-1945, 1-3.
66 Zehn statt tausend Jahre: Die Zeit des Nationalsozialismus an der Saar (1935-1945): Kata¬
log zur Ausstellung des Regionalgeschichtlichen Museums im Saarbrücker Schloß, Hg. Regio¬
nalgeschichtliches Museum, 2. korr. Aufl. (Saarbrücken: Merziger Dr. u. Verl., 1988).
67 Hans Fenske, „Die pfälzische NSDAP 1921-1932“, Mitteilungen des Historischen Vereins
der Pfalz, 85 (1987), 347-81, hier 348.
68 Die Pfalz unterm Hakenkreuz: Eine deutsche Provinz während der nationalsozialistischen
Terrorherrschaft, Hg. Gerhard Nestler, Hannes Ziegler (Landau: PVA, 1993).
69 Wolfanger, „Nationalsozialistische Politik in Lothringen“. Zum Eisass im NS: Lothar
Kettenacker, Nationalsozialistische Volkstumspolitik im Elsaß, Studien zur Zeitgeschichte
(Stuttgart: DVA, 1973).
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