Full text: Volk, Reich und Westgrenze

Zusammenarbeit mit dem Institut in Kaiserslautern“419 tatsächlich bestand. Neid 
und Eifersucht verhinderten bis 1941 jeden konstruktiven Austausch zwischen 
den Instituten in Kaiserslautern und Heidelberg. 
4. Saarpfälzische Wissenschaften im Dienste der nationalsozialistischen 
Rassen- und Aggressionspolitik 
Wissenschaftlicher Antisemitismus 
Ein trauriges Paradox der deutschen Wissenschaftsgeschichte ist es, dass die erste 
von Nichtjuden unternommene systematische Forschung zur jüdischen Geschichte 
unter negativen Vorzeichen stand. Im deutschen Faschismus wurden gleich drei 
miteinander konkurrierende antisemitische Institute zur „Erforschung der Juden¬ 
frage“ eingerichtet: 1934 vom Reichspropagandaministerium das „Institut zum 
Studium der Judenfrage“, 1936 in München die Forschungsabteilung Judenfrage 
des Reichsinstituts für Geschichte des neuen Deutschland und 1941 Rosenbergs 
Institut zur Erforschung der Judenfrage in Frankfurt.420 Die Wissenschaften in der 
Saarpfalz, dem Gau Bürckels, eines der „militantesten Antisemiten“,421 wandten 
sich ebenfalls der Judenfrage zu, besonders als nach den Olympischen Spielen 
von 1936 im ganzen Reich die Judenverfolgungen verschärft wurden.422 Der 
spätere SD-Mitarbeiter Günther Franz zog mit antisemitischen Vorträgen durch 
das Land, verlangte die öffentliche Kennzeichnung der jüdischen „Erbfeinde“ und 
419 LASp, H 3/8009, f. 115: „Heidelberg - Speyer - Kaiserslautern: Eine wissenschaftliche 
Front im Dienst der Heimatpflege - Die Arbeit des Instituts für Fränkisch-Pfälzische Landes¬ 
und Volksforschung bei der Universität Heidelberg“, NAZ Neue Abendzeitung (10.7.1939); 
UAHd, B-6613: „Neue Institute der ,Ruperto Carolaf Eröffnung des Instituts für Fränkisch- 
Pfälzische Landes- und Volksforschung und des Volks- und Kulturpolitischen Instituts der 
Universität Heidelberg: Eigener Bericht des ,Führer“1, Der Führer: Volk und Kultur (12.7. 
1939); „Heidelbergs neues Institut: Für fränkisch-pfälzische Landes- und Volksforschung“, 
Heidelberger Beobachter (29.12.[1939]). 
420 Mitchell B. Hart, „[Review] Wissenschaft vom Judentum: Annäherungen nach dem Holo¬ 
caust, ed. Michael Brenner, Stefan Rohrbacher (2000)“, Central European History, 36 (2003), 
160-62, hier 161; Michael Brenner, „Jüdische Geschichte an deutschen Universitäten - Bilanz 
und Perspektive“, Historische Zeitschrift, 266 (1998), 1-21, hier 11-12; Patricia von Papen, 
,„Scholarly‘ Antisemitism Düring the Third Reich: The Reichsinstitut’s Research on the 
,Jewish Question‘ 1935-1945“, New York, Columbia Univ., Ph. D. thesis, 1999. 
421 Schepua, ,„Sozialismus der Taf“, 586; Ino Arndt, Heinz Boberach, „Deutsches Reich“, 
Dimension des Völkermordes: Die Zahl der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus, Hg. 
Wolfgang Benz (München: dtv, 1991), 23-65, hier 41-42. M. E. ging die günstige Einschätzung 
Bürckels durch Hans Fenske, „Josef Bürckel (1895-1944)“, Pfälzer Lebensbilder, Hg. Hartmut 
Harthausen, Veröffentlichungen der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissen¬ 
schaften in Speyer, 96 (Speyer: PGFW, 2001), 6: 321-50, hier 344 in diesem Punkt fehl. 
422 Saul Friedländer, Das Dritte Reich und die Juden, Bd. 1: Die Jahre der Verfolgung 1933-1939, 
Übs. Martin Pfeiffer, 2., durchges. Aufl. (München: Beck, 1998), 156, 198-99; Wolfgang Wipper¬ 
mann, Geschichte der deutschen Juden: Darstellung und Dokumente, Geschichte/Sozialkunde 
(Berlin: Berl. Inst. f. Lehrerfort- und -Weiterbildung u. Schulentwickl., 1994), 82. 
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