Lokalforschung
Um den Austausch mit den heimatkundlichen Vereinen und wissenschaftlich inter¬
essierten Persönlichkeiten im Gau zu fordern, wollte das Saarpfälzische Institut ab
1939 verschiedene lokale Arbeitskreise einrichten. Im Februar 1939 entstand
als einziger der Arbeitskreis Saarbrücken, der bis zum September fünf große Ar¬
beitssitzungen abhielt.'" Andere Arbeitskreise, wie zum Beispiel der geplante
Arbeitskreis Ludwigshafen, kamen wegen des Krieges nicht mehr zu Stande. Der
Arbeitskreis Saarbrücken war entsprechend dem Saarpfälzischen Institut in die
Spezialgebiete Sippen- und Rassenforschung, Geschichte, Volks- und Sprachfor¬
schung, Raumforschung und Naturwissenschaft untergliedert. Christmann bekam
die Sprach- und Volkskundeabteilung und begann mit der Aufstellung eines saar¬
ländischen Ortsnamenarchives, wozu er auf die Vorarbeiten der SFG zurückgrei¬
fen konnte.* 400 Bevölkerungswissenschaftliche Untersuchungen standen im Vor¬
dergrund. 1939-43 führten Christmann, Hellwig, die Saarbrücker Stadtarchivarin
Dr. Klara Trenz401 und Amtsgerichtsrat Adolf Philipp Fürst (1883-1944) eine
Gemeinschaftsarbeit zur Saarbrücker Bevölkerungsgeschichte und zur Geschichte
der städtischen Familien durch. Als Ortsgruppenvorsitzender Saar der Westdeut¬
schen Gesellschaft für Familienkunde, die sich seit 1935 auf die sippenkundliche
und rassenbiologische Überprüfung der Saarländer konzentriert hatte, als stellver¬
tretender Leiter der Abteilung Rassen- und Sippenforschung des Saarpfälzischen
Instituts und nicht zuletzt als Vorsitzender des Erbgesundheitsgerichtes für das
Saarland, der die überwiegende Zahl der saarländischen Erbgesundheitsprozesse
selbst verhandelte, kannte sich Fürst nicht nur in der genealogischen, sondern
auch in der erbbiologischen Familienstruktur seiner Mitbürger aus. Er bereitete
die Publikation der Einwohnerlisten der Grafschaft Saarbrücken vor. Hellwig,
ebenfalls in der Ortsgruppe Saar der genealogischen Gesellschaft aktiv, bearbei¬
tete die Saarbrücker Steuerlisten aus dem 15. und 16. Jahrhundert.402 1942 war das
’"Dieser AK Saarbrücken 1939-42 ist nicht mit dem namensgleichen AK Saarbrücken/
Saarpfalz der Akademie für Landesforschung und Reichsplanung aus den Jahren 1936-38 zu
verwechseln; StdASb, Großstadt/3121: Vermerk Abt. XIV. C beim OB Saarbrücken an Abt. I.
A v. 8.11.1938; IpGV, Verwaltung 1939-44: „Aktive Wissenschaft: Der Arbeitskreis Saar¬
brücken des Saarpfälzischen Instituts für Landes- und Volksforschung“ v. März 1939; LASp,
H 3/8009, f. 134: Fr. Christmann, Vollsitzung d. PGFW am 7.2.1941 v. 15.2.1941, 5.
400 HMP, G/Institutssitzungen: I. Th., „Politische Grundlagen des Heimatgedankens: Alles für
das Volk: Gründung des Arbeitskreises Saarbrücken des Saarpfälzischen Instituts für Landes¬
und Volksforschung“, NSZ-Rheinfront (1.3.1939); HessHStA, 1150/57: Christmann an Sante v.
24.3.1939.
401 Klara Trenz, verh. Strickler: seit 1936 im Saarbrücker Archiv; H.-C. Herrmann, „Grund¬
züge“, 220.
4CL Christoph Braß, Zwangssterilisation und ,,Euthanasie“ im Saarland ¡933-1945, Sammlung
Schöningh zur Geschichte und Gegenwart (Paderborn: Schöningh, 2004), 128; id., Rassismus
nach Innen - Erbgesundheitspolitik und Zwangssterilisation, Beiträge zur Regionalgeschichte,
H. 14: Braune Jahre - wie die Bevölkerung an der Saar die NS-Zeit erlebte (St. Ingbert: Ge¬
schichtswerkstatt im VFG, 1993), 22-25; Walter Petto, „Die Ortsgruppe Saarbrücken der West¬
deutschen Gesellschaft für Familienkunde (1927-1943)“, Zeitschrift für die Geschichte der
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