setzte die französische Militärverwaltung Christmanns Entlassung von der Uni¬
versität Heidelberg durch. Während sich das Entnazifizierungsverfahren hinzog,
schlug sich Christmann als Gärtnergehilfe durch. Das Verfahren endete erst, als
Christmann 1949 freiwillig in den Ruhestand trat. In den 1950-er Jahren war er
wieder mit der Leitung des Pfälzischen Wörterbuchs und des pfälzischen Flur-
namenarchives betraut und wurde Generalsekretär der wieder errichteten PGFW."'
Christmann neigte zur Selbstdarstellung. Eigene Leistungen hob er, wenn nötig
durch häufiges Wiederholen, hervor. Seine Persönlichkeitsinszenierung wurde von
seinen Freunden und Schülern übernommen. Kritik an der Person oder am Wirken
von Christmann stieß in der Pfalz bis in die 1980-er Jahre bestenfalls auf Unver¬
ständnis."1 Ernst Christmann starb am 7. September 1974 in Kaiserslautern."
3. Die Integration der saarländischen Wissenschaften in die Pfalz und das
Saarpfälzische Institut für Landes- und Volksforschung
in Kaiserslautern
1935 kam zusammen, was nie zusammengehört hatte: Saarland und Pfalz wurden
ein Gau. Den Kitt stiftete die Westmark-Propaganda. Um die Wissenschaftler von
der Saar und aus der Pfalz zusammenzubringen, musste eine institutioneile Ver¬
klammerung gefunden werden. Da die Verschmelzung von SFG und PGFW ge¬
scheitert war," griff Emrich auf Santes Idee eines institutionellen Verbandes
Pfalz-Saar der beruflichen Regionalforscher zurück und trieb die Gründung einer
zentralen saarpfälzischen wissenschaftlichen Einrichtung ohne die SFG voran. In
dieser Form ließ sich das Saarpfälzische Institut für Landes- und Volksforschung
ohne zusätzliche Reichsmittel verwirklichen. Unterstützt von Reichskommissar
Bürckel und Kreistagspräsident Imbt baute Emrich seit 1935 ein Landeskunde¬
institut als feste Heimstätte der PGFW und als „autorisierte wissenschaftliche
Forschungsstelle“ des Gaues auf.334 Als Ersatz für die fehlenden akademischen
Institutionen sollte es den Keim zu einer künftigen Gau-Universität bilden."
3,0 Hesse, Professoren, 219-20; W. Alter, „Christmann“, 10; Emst Christmann, „Flurnamen¬
sammlung im Raum Saar-Pfalz“, Abhandlungen zur saarpfälzischen Landes- und Volks¬
forschung, 1 (1937), 269-70.
Henning Kaufmann, Pfälzische Ortsnamen: Berichtigungen und Ergänzungen zu Ernst
Christmann, „Die Siedlungsnamen der Pfalz“ (München: Fink, 1971), ii-iii. Schwedts kriti¬
scher Vortrag, „Christmann ...“, wurde 1985 von den pfälzischen Forschem abgelehnt; Herbert
Schwedt an den Verf. v. 26.7.2001.
3j2 Poller, „Christmann“, 4: 264.
BABL, R8037/1: Bongard an Aubin v. 9.4.1936, cf. Aubin an Bongard v. 25.11.1935.
04 LASp, H 3/8009, f. 2: Emrich an BayKM v. 31.12.1935; f. 15: Rothf-Lutra], Sitzung des Spl-
Verwaltungsausschusses am 2.6.1936 v. 10.6.1936; cf. f. 8: [Imbt] an BayKM v. 3.3.1936;
BayHStA, MK 15552: RKRSaar v. 6.2.1936, Nr. 1236/36/11. Hans-Walter Herrmann nannte Em¬
rich den ,,politische[n] Motor“ des Saarpfälzischen Instituts; Herrmann an d. Verf. v. 14.9.1996.
" So erinnerte sich 1994 Institutsmitarbeiter Erwin Dittler; zit. nach Uwe Mai, Ländlicher
Wiederaufbau in der „ Westmark “ im Zweiten Weltkrieg, Beiträge zur pfälzischen Geschichte, 6
(Kaiserslautem: IpGV, 1993), 216. LASp, H 3/8009, f. 1: Emrich an BayKM v. 31.12.1935;
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