und der Literatur Mainz und im Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde
in Kaiserslautern untergebracht.242
Getreu der Westmark-ldeologie wollte auch Christmann in seiner Abteilung für
Deutsche Sprache und Volkskunde nach dem gemeinsamen Nenner „Reich“ su¬
chen. Er skizzierte das Forschungsprojekt „Das Reich als Sehnsucht und Erfüllung
pfälzischen Volkstums“, das er in die Forschungsfelder „Das Blut“, „Der Boden“
und „Des Volkes Seele und Geist“ gliederte. Das als „allen Stämmen gemeinsam
und das als stammesmäßig pfälzisch wertvoll zu Erkennende und Erkannte“ solle
in Lehrerfortbildung und Schule, in Vorträgen, Führungen, Ausstellungen und
durch Presse und Rundfunk „dem Volk selbst wieder zugeleitet“ werden. Seine
Abteilung untersuchte nicht nur planmäßig Volksgut und Brauchtum der Pfalz,
sondern schaltete sich in die pfälzische Volkstumsarbeit ein: Diese, wie Christ¬
mann es nannte, „Praktische Volkskunde“ müsse durch ein volkskundliches Pfalz¬
archiv unterstützt werden, das volkskundliche Sammlungen erhalten und das
lebendige Brauchtum in Volkstanz und Volkslied pflegen und nötigenfalls korri¬
gieren solle.292 293 Wir werden noch Gelegenheit haben, an einigen thematischen
Beispielen auf die wissenschaftlichen Ansätze Christmanns zurückzukommen.
Ernst Christmann
Ernst Christmann wurde am 7. September 1885 in Kaulbach geboren.294 Nach dem
Besuch der LBA Kaiserslautern war er 1904-07 als Hilfslehrer angestellt.29' 1907
292 HMP, G/Institutssitzungen: Emrich, „Wissenschaftliche Arbeit im Gau“, NSZ Rheinfront
(1.4.1937); Christmann an Wolfanger v. 31.7./3.8.1970, 5; Confino, „Nation“, 430; Wolfgang
Kleiber, „Emst Christmann: Das wissenschaftliche Werk“, Symposium Ernst Christmann:
Veranstaltet von der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, Speyer (Kai¬
serslautern 8./9. November 1985): Vorträge zur Dialektlexikographie, Sprachgeographie und
Volksforschung des Westmitteldeutschen, Hg. id., Mainzer Studien zur Sprach- und Volksfor¬
schung, 11 (Stuttgart: Steiner, 1987), 17-35, hier 29-30; Emst Christmann, „Pfälzische Wörter¬
buchkanzlei: Jahresbericht für die Zeit vom 1. April 1935 bis 31. März 1936“ u. „Kreisstelle
Pfalz des Atlas der Deutschen Volkskunde: Jahresbericht für die Zeit vom 1. April 1935 bis
31. März 1936“, Abhandlungen zur saarpfälzischen Landes- und Volksforschung, 1 (1937),
268-69 u. 267-68; Julius Krämer, „Das Pfälzische Wörterbuch in seiner Bedeutung für die
Wissenschaft“, Pfälzer Heimat, 11 (1960), 129-33, hier 129; Ernst Christmann, Julius Krämer,
„Vorwort“, Pfälzisches Wörterbuch, Begr. Ernst Christmann, Bearb. Julius Krämer, [Hg.]
Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Wiesbaden: Steiner, 1965-68), 1: vii-
xvii, hier ix-xi; cf. BayHStA, MA 100121: Überweisung des BayKM v. 23.8.1928 auf
BayAdW-Sonderkonto „Rheinpfälzisches Wörterbuch“; BayHStA, MK 15552: Emrich, Tätig¬
keitsbericht an BayKM v. 4.7.1934; ADM, 1W250: Otto Bertram, „Das pfälzische Wörterbuch:
Zum fünfzehnjährigen Bestehen der Kanzlei in Kaiserslautem (Wissenschaftliche Institute des
Gaues Westmark III)“, Metzer Zeitung (6.11.1941).
293 BayHStA, MK 15552: Arbeitssitzung der PGFW am 24.3.1934.
294 Die ausführliche Biographie von Oskar Poller, „Ernst Christmann (1885-1974)“, Pfälzer
Lebensbilder, Hg. Hartmut Harthausen, Veröffentlichungen der Pfälzischen Gesellschaft zur
Förderung der Wissenschaften in Speyer, 80 (Speyer: PGFW, 1987), 4: 249-74 verließ sich auf
die autobiographischen Aufzeichnungen im Besitz der Familie Christmann und ignorierte die
mannigfache Verzahnung von Christmanns wissenschaftlichem und politischem Leben unter
dem NS. Dies beachteten bisher nur Hesse, Professoren, 218-21 und Herbert Schwedt, „Ernst
Christmann als Volkskundler“, Symposium Ernst Christmann: Veranstaltet von der Pfälzischen
224