Ein anderes Werk, in das die Nationalsozialisten direkt eingriffen, war die Pfälzi¬
sche Bibliographie von Daniel Häberle, zwischen 1936 und 1938 vom Direktor
der Pfälzischen Landesbibliothek Johann Adam Brein fortgesetzt.1 1 Brein war
kein Mitglied der NSDAP. Der Gauleitung missfiel seine Bibliotheksführung und
Brein musste 1938 an die Universitätsbibliothek Würzburg wechseln.1"2 Das Saar¬
pfälzische Institut setzte die Veröffentlichung unter Breins Namen fort, wiederum
nicht zum Gefallen der Gauleitung. Als Anfang 1939 die Saarpfälzische Biblio¬
graphie 1936 als Beiheft der Saarpfälzischen Abhandlungen erschien,1"' kritisierte
Gaukulturwart Kölsch deren christlichen Charakter. Sie sei „ein Zeugnis für jene
falsch verstandene Objektivität“, die man schon an Brein auszusetzen hatte: „Statt
sich dem wirklich intensiven Studium des nationalsozialistischen Schrifttums des
Gaues Saarpfalz zu widmen, berücksichtigt der Verfasser weit über Gebühr das
konfessionelle Schrifttum, das für die breitere Öffentlichkeit an sich längst nicht
mehr existiert.“ Die Bibliographie habe christliche Zeitschriften häufiger zitiert
als Die Westmark. Der „reaktionäre]“ Aufbau der Rubrik „Geistige Kultur“ schlug
der Partei ins Gesicht. Die Pfälzische Bibliographie hatte Häberles inhaltliche
Aufteilung von 1928 beibehalten. Die Glaubensgemeinschaften machten den Auf¬
takt der geistigen Kultur der Pfalz - alle Glaubensgemeinschaften, auch die jüdi¬
sche. Kölsch stöhnte: „Juden hier als Religionsgemeinschaft!“ Kölsch erinnerte
daran, dass dies nicht das erste Versagen dieser Art von Seiten des Saarpfäl¬
zischen Institutes gewesen sei und forderte, dass sich das Institut in kulturellen
Belangen künftig enger mit dem Gaukulturamt abstimmen solle. Um zu zeigen,
wie es richtig gemacht würde, sandte Kölsch dem Institut eine eifrig Hitler und
Rosenberg zitierende Dissertation über die Reichs- und Gaukulturzeitschriften der
NS-Kulturgemeinde, in der Die Westmark und Unsere Heimat große Beachtung
fanden.171 174 Im Zweiten Weltkrieg wollte das Westmark-Institut die Pfälzische
Bibliographie mit dem Material Breins fortsetzen, konnte aber keine weitere
Ausgabe veröffentlichen. Das bibliographische Material ging bei der Auslagerung
am Kriegsende verloren.175
171 Johann Adam Brein: * 1892, 1921-30 BSB, 1930-37 Direktor der PLB, 1938-45 Direktor
der UB Würzburg, 1945 verschollen; „Übersicht“, Pfälzische Landesbibliothek, 199.
172 Jung, „Gründung“, 37.
173 Johann Adam Brein, Saarpfälzische Bibliographie 1936 aufgrund der Bestände der Saar¬
pfälzischen Landesbibliothek in Speyer bearbeitet (1939); zit. nach Jung, „Gründung“, 76.
14 HMP, G/Postius 1938: Kölsch an Postius v. 27.1.1939; Gerhard Soehle, Die deutsche
Kulturzeitschrift der Gegenwart: Eine Schilderung anhand der Reichs- und Gauorgane der N-
Kulturgemeinde (Cottbus: Heine, 1938).
175 HMP, G/Sach 1943-44: Christmann an Rektor Oskar Schäfer (Pirmasens) v. 17.12.1943;
Jung, „Gründung“, 77.
202