Full text: Volk, Reich und Westgrenze (39)

1930-er Jahre hatten die Arbeiten unterbrochen. Im Herbst 1934 nahmen sich 
Raumer und sein Schüler Kurt Baumann der Pfälzischen Biographie an, die sich 
bald dem neuen Gau entsprechend Saarpfälzische Lebensbilder nannte."’0 Doch 
die Arbeit zog sich hin. Mitarbeiter Franz, mit seiner Geduld am Ende, drohte 
seinen Sickingen-Beitrag zurückzuziehen,160 161 als endlich der erste Band 1938 er¬ 
schien. Der biedermeierliche Untertitel Politische Köpfe aus Pfalz und Saar war 
durch die Losung Deutscher Westen - Deutsches Reich ersetzt worden.162 Das 
Eidsche Konzept eines biographischen Lexikons der Pfalz war aus finanziellen 
und politischen Gründen fallen gelassen worden. Raumer und Baumann rückten 
von der „partikularistischen oder lokalpatriotischen Betrachtungsweise“ früherer 
Jahre ab. Angesichts „des Durchstoßes der Wissenschaft zur völkischen Bezogen- 
heit“ wurde das ,,Ueberindividuelle[...]“ in der pfälzischen Vergangenheit, der 
Anteil der „Südwestmark“ „am geschichtlichen Schicksal der deutschen Nation“ 
dargestellt. Wie Sante für das Kartenwerk „Der saar-pfälzische Raum“ zwei Jahre 
zuvor projizierten sie die aktuelle Politik auf die Vergangenheit der Region: Der 
Ausgangspunkt für ihre geschichtliche Betrachtung sei „die politische Not und die 
Schicksalsgemeinschaft der Gegenwart“.163 Der zweite Band, den Raumer und 
Baumann mit im Ausland zu Bedeutung gelangten saarpfalzischen Persönlich¬ 
keiten füllen wollten, erschien nicht mehr.164 
Im gleichen Zusammenhang ist die Propaganda um die pfälzische Reichsburg 
Trifels zu sehen,165 die unter dem historischen Schlagwort „Wer den Trifels hat, 
hat das Reich!“ stand. 1937 entschied der bayerische Ministerpräsident, den 
Trifels verkehrstechnisch erschließen und „zu einem nationalen Denkmal in der 
160 BayHStA, MK 15552: Roth[-Lutra], Geschäftssitzung der PGFW am 15.10.1936 [ 13]; 
[Roth-Lutra u.] Emrich, Sitzung der PGFW am 22.6.1937, 1 1: Die PGFW finanzierte das 
Projekt 1935-37 mit insgesamt 2500 RM. 
161 HMP, G/Postius 1938: Franz an Postius v. 15.3.1937, cf. HMP, G/Postius 1937: Emrich an 
Postius v. 22.4.1937; Günther Franz, „Franz von Sickingen“, Deutscher Westen - Deutsches 
Reich: Saarpfälzische Lebensbilder, hg. i. A. d. Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der 
Wissenschaften v. Kurt von Raumer u. Kurt Baumann (Kaiserslautern: PGFW, 1938), 61-74. 
",:BayHStA, MK 15552: Fr. Christmann u. Emrich, Vollsitzung der PGFW am 30.6.1938 [2]. 
163 Kurt von Raumer, Kurt Baumann, „Vorwort“, Deutscher Westen - Deutsches Reich: Saar¬ 
pfälzische Lebensbilder, hg. i. A. d. Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften 
v. id. (Kaiserslautern: PGFW, 1938), iii-v; cf. Schreiber, ,„Pfälzer Lebensbilder1“, 79-80. 
164 BayHStA, MK 15552: Begründungen zu den Anträgen im Voranschlag 1938/39 (Anlage 1 
zum Bericht über die Sitzung v. 30.6.1938) [2]; cf. [Roth-Lutra u.] Emrich, Sitzung der PGFW 
am 22.6.1937, 11. Hierzu wurden 1937/38 die „Pfälzer in Amerika“ (Schreiber, ,„Pfälzer 
Lebensbilder4“, 81) wohl von Fritz Brauns Mittelstelle Saarpfalz aufgelistet. Nach 1945 nahm 
Rudolf Schreiber die Reihe wieder auf; Schreiber, ,„Pfälzer Lebensbilder4“, 78. 
165 Applegate, Nation, 220-21; cf. Friedrich Sprater, „Der Kampfplatz Walthers von Aquitanien 
an der pfälzisch-elsässischen Grenze“, Westmärkische Abhandlungen zur Landes- und Volks¬ 
forschung, 5 (1941/42), 5-17; id., „Wolfram von Eschenbach und der Trifels“, Westmärkische 
Abhandlungen zur Landes- und Volksforschung, 5 (1941/42), 29-38; id., Der Trifels: Die 
deutsche Gralsburg, 6. [stark erw.] Aufl. [l.Aufl. 1945] (Speyer: HMP [o. J.]), 62-72; id., 
„Der Trifels: Die Gralsburg bei Wolfram von Eschenbach?“ Unsere Heimat: Blätter für saar¬ 
ländisch-pfälzisches Volkstum (1936/37), 342-44. 
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