„bewußt gefördert von den Feinden des Reiches, die notwendige Spannung zum
Volksganzen“ fehle. An der Westgrenze seien auf diese Weise „Teile des deutchen
Volksbodens der ,Verschweizerung‘ zum Opfer gefallen“.146 Kloevekorn pflich¬
tete ihm bei. Die frühere Dynastiengeschichte sei von der Geschichte des Volkes
abgelöst worden. Als Beispiel nannte Kloevekorn die wissenschaftliche Heimat¬
forschung, die sich im Saarkampf erfolgreich für den Sieg der deutschen Sache
eingesetzt habe.147 In die Richtung der neuen Volksforschung gingen auch die Un¬
tersuchungen von Johannes Postius zur Bevölkerungsstruktur des saarpfälzischen
Raumes. Ludwig Weinkauff ergänzte ihn durch sippenkundliche Studien.148
Emrich ordnete die regionale Geschichtsschreibung nationalpolitisch und völkisch.
Die Heimatforschung wurde mit Hilfe „von Parteistellen wie von Behördenseite“
von ihren beschränkten „Kirchturmsgesichtspunkten“149 ab- und einer „Synthese
zwischen Volk und Heimat“ zugelenkt. In dem Ausruf .Jfeimat ist das Reich“l5°
summierte Emrich die nationalsozialistische Lokalforschung. Nämlichen Zweck
verfolgte die zusammen mit dem KdF-Volksbildungswerk durchgeführte große
Propagandaaktion für „das politisch nationalsozialistische Dorfbuch“ in der zwei¬
ten Hälfte der 1930-er Jahre, mit der die angeblich „zwischen lokal-patriotischer
Gefühlsseligkeit und einer halb- und pseudowissenschaftlichen Gespreiztheit“
schwankende Dorfgeschichte auf das gesamte deutsche Volk ausgerichtet wurde.
Jede neue Ortschronik sollte „eine politische Landeskunde im Kleinen“ sein und
dazu beitragen, „das Bewußtsein der Gebundenheit an die Heimat und das Reich
zu festigen und zu vertiefen“.151 * Im selben Sinne nahm ab 1936 das Saarpfälzische
Institut „lebendige Fühlung mit allen wissenschaftlichen Kreisen des Gaues“
auf,1'2 um „bei aller heimatgebundenen Forschung immer zugleich den Weg zu
suchen und aufzuzeigen, der von der Grenze ins Reich führt und das Leben der
Grenzmark wieder hineinstellt in die natur- und volksgegebene Beziehung zum
146 HMP, G/Institutssitzungen: „Aktive Wissenschaft im Gau Saarpfalz: Die Gründung von
Arbeitskreisen des saarptalz[ischen] Instituts für Landes- und Volksforschung“, Pfälzische
Presse (4.3.1939).
14 HMP, G/Institutssitzungen: rö., „Die historische Forschung im Saarland: Arbeitstagung des
Arbeitskreises Saarbrücken des Instituts für Landes- und Volksforschung“, Saarbrücker
Zeitung (26.4.1939).
I4H HMP, G/Institutssitzungen: Emrich, „Wissenschaftliche Arbeit im Gau“, NSZ Rheinfront
(1.4.1937) .
149 LASp, H 3/8009, f. 133: Fr. Christmann, Vollsitzung d. PGFW am 7.2.1941 v. 15.2.1941, 4.
10 HMP, G/Institutssitzungen: Hermann Wacker, „Gegen die hemmende Enge: Unsere Heimat
ist das Reich: Ein interessanter Vortrag im Saarpfälzischen Institut für Landes- und Volksfor¬
schung in Kaiserslautern“, NSZ (26.1.1939).
151 HMP, G/Institutssitzungen: [Emrich] „Der Aufbau der Wissenschaft im Gau Saarpfalz“, [ca.
1938] „Unsere sonntägliche Gabe“ [Ausschnitt der Beilage einer Gauzeitschrift]; LASp,
H 3/8009, f. 71: „Das Dorfbuch: Arbeit zur Erforschung des Wesens der Heimat“, NSZ
(30.5.1938),
132 HMP, G/Institutssitzungen: Emrich, „Wissenschaftliche Arbeit im Gau“, NSZ Rheinfront
(1.4.1937) ,
198