nach Münster, wo er die Leitung des Historischen Seminars übernahm.1'1' Im selben
Jahr nahm Raumer auf der Historikertagung des Kriegseinsatzes der deutschen
Geisteswissenschaften an der Seite von Franz Stellung gegen die der traditionellen
etatistischen Geschichtsinterpretation verhafteten Historiker wie Gerhard Ritter und
predigte die völkische Geschichtsbetrachtung.* 140 In Münster lehrte er bis zu seiner
Emeritierung 1968 Geschichte. Kurt von Raumer starb am 22. November 1982.
Gaugeschichtsforschung
Pfälzische Landesforschung betrieben die gleichgeschaltete PGFW und ihr Saar¬
pfälzisches Institut nicht ausgiebig.141 Tuckermann arbeitete über die Bedeutung
Kaiserslauterns im gesamtpfälzischen Oberrheingebiet.14“ Rembert Ramsauer nahm
sich der Geschichte der ehemaligen Kameralhochschule in Kaiserslautern an.143
Die Geographin Eugenie Löffler'44 untersuchte Siedlung und Meliorisierung des
Landstuhler Bruches. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Landesgeschichte wie die
Volkskunde zu einer Verwertungswissenschaft für die Volkstumsarbeit und die
nationalsozialistische Propaganda degradiert:
„Eine politische Wissenschaft, die es als Pflicht und Aufgabe sieht, den sich
vollziehenden Weg sinnvoll vorbereiten zu helfen, wird gerade den Fragen der
inneren Zusammenfügung der bisher getrennten Teile der Westmark ihre beson¬
dere Aufmerksamkeit widmen und jeder bequemen Vergeßlichkeit in geschicht¬
lichen Dingen steuern durch die Aufzeichnung der inneren Zusammengehörigkeit
dieses Raumes und durch die Heraushebung der Verflechtung der ganzen
Westmark mit dem Reich. Dies bedeutet allgemein, daß die Volksgeschichte an
die Stelle der Dynastengeschichte und die Reichsgeschichte an die Stelle der
Territorialgeschichte treten muß.“145
Landes- oder gar Dynastiengeschichte war gänzlich verpönt, Heimatgeschichte
verbannt. An ihre Stelle trat eine auf den Reichskontext konzentrierte Volkstums¬
geschichte. Emrich deckte die Gefahren „der heimatseligen Idylle“ auf, der,
Der Eintritt erfolgte rückwirkend zum 1.5.1937. Raumer hatte die NS-Mg.-Nr. 5 517 892;
Haar, Historiker, 297 Anm.
139 Schönwälder, Historiker und Politik, 297, 350.
140 Wolfgang Dierker,,„Nicht einmal ein Held Volksdeutscher Art4: Der .Kriegseinsatz der Gei¬
steswissenschaften4 im Sommer 1942 - aus bisher unbekannten Akten des SS-Sicherheitsdien-
stes“, Die Welt (12.12.1998), http://www.welt.de/daten/1998/12/12/1212ku83054.htx (14.8.2001).
141 Baumann, „30 Jahre“, 16.
I4“ Franz Haas, „Zum Geleit“, Walther Tuckermann, Das altpfälzische Oberrheingebiet von der
Vergangenheit zur Gegenwart, Hg. Emst Plewe, 2. Aufl., Abhandlungen der Wirtschaftshoch¬
schule Mannheim, 1 (Mannheim: [Wirtschaftshochschule] 1953), 3.
143 HMP, G/Institutssitzungen: H[ermann] Emrich, „Wissenschaftliche Arbeit im Gau: Vom
Saarpfälzischen Institut für Landes- und Volksforschung in Kaiserslautem“, NSZ Rheinfront
(1.4.1937).
144 Später verheiratete Eugenie Lautensach-Löffler.
I4s Rembert Ramsauer, „Die Westmark und das Reich“, Westmärkische Abhandlungen zur
Landes- und Volksforschung, 4 (1940), 5-8, Zitat 6.
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