Abteilung Staats- und Wirtschaftskunde, in der er u. a. von Johann Wilhelm
Ludowici unterstützt wurde.122 Rasche, im Monat nach der Machtübernahme der
NSDAP beigetreten, war Hauptschriftleiter der NSZ-Rheinfront und Gauhaupt¬
stellenleiter in der Gauleitung Saarpfalz. 1940 übernahm ihn die Presseabteilung
des Auswärtigen Amtes, wo er ausländische Korrespondenten an der Nase herum¬
führen durfte.12’ Rasche spielte aber in der Gauwissenschaft keine wichtige Rolle,
ebenso wenig seine Abteilung. Zum neuen Generalsekretär der PGFW wurde auf
Vorschlag der Gauleitung124 der Leiter des Anthropologischen Laboratoriums der
Pfalz Karl Heinrich Roth-Lutra aus Kaiserslautern bestellt. Jolas schimpfte über
die neue Spitze der PGFW, deren „frühere Arbeitsfreudigkeit“ mit dem Dienst¬
antritt des „untätigen Dr. Karl Roth-Lutra“ aufgehörte habe: „Der erwähnten
Pfälzischen Gesellschaft ergeht es seit 1933 ebenso wie vielen staatlichen Behör¬
den: Nullen stehen an der Spitze; sie leisten selber nichts und mindern die
Arbeitsfreude der Anderen.“12'' Jolas’ Urteil über die neue Führung der PGFW ist
zuzustimmen, es kann aber nicht auf alle Neumitglieder ausgedehnt werden.
Kölsch pries dem bayerischen Kultusministerium die Leistungen der neuen
Mitglieder an. Emrich als Mitarbeiter am biographischen Lexikon, Raumer von
der Universität Heidelberg als Pfalzhistoriker der Frühen Neuzeit und Roth-Lutra
hätten schon seit einiger Zeit der PGFW nahe gestanden. Besonders Studienrat
Ernst Christmann, für die Leitung der Volkskundeabteilung vorgesehen, und
dessen Pfälzische Wörterbuchkanzlei hätten eng mit der PGFW zusammen¬
gearbeitet.126 127 Die IG Farben entsandte den Leiter des Ludwigshafener Werks Vor¬
standsmitglied Wilhelm Karl Friedrich Gaus und den Chemiker Friedrich Ebel in
die naturwissenschaftliche Abteilung, zog aber keinen Nutzen aus der PGFW und
blieb ihren Tagungen bald fern.12 Weiter wurden neben anderen die National¬
sozialisten Studienrat Fritz Christmann und Ludowici nominiert. Für die korres¬
pondierende Mitgliedschaft war u. a. der Leiter der Physikalisch-chemischen
122 BayHStA, MK 15551 : Vorschlag zur personellen Zusammensetzung der PGFW, 2.
123 BADH, ZA V/252, f. 48-49: Eintritt in die NSDAP am 1.2.1933, Mg.-Nr. 1 475 287;
BADH, ZA 1/5585, Akte 23: Fragebogen; Schepua, ^Sozialismus der Taf“, 571 (hier auf 556
Anm. fälschlich Emil Friedrich Rasche); Peter Longerich, Propagandisten im Krieg: Die
Presseabteilung des Auswärtigen Amts unter Ribbentrop, Studien zur Zeitgeschichte, 33
(München: Oldenbourg, 1987), 159-60, 293-94; cf. ST., „Tagung der PGFW“, 276; AMMetz,
32Z7a: OB Kleemann an Rasche v. 7.7.1941, Rasche an Kleemann v. 5.7.1941.
124 FIMP, G/Briefwechsel 1936-37: Roth-Lutra an [Emrich] v. 1.7.1937, 11.
125 LASp, C 1381 : Jolas, „Berufliche Erlebnisse ...“, 3: 181-83.
I2i> Daher entstand der weitverbreitete Irrtum, Christmann habe schon vor 1933 der PGFW an¬
gehört; Christmann an Wolfanger v. 31.7. u. 3.8.1970, 5; Jolas, „Berufliche Erlebnisse“, 3: 182.
127 Jens Ulrich Heine, Verstand und Schicksal: Die Männer der l. G. Farbenindustrie A. G.
(1925-1945) in 161 Kurzbiographien (Weinheim: VCH, 1990), 84-85; cf. Gottfried Plumpe,
Die 1. G. Farbenindustrie AG: Wirtschaft, Technik und Politik 1904-1945, Schriften zur Wirt¬
schafts- und Sozialgeschichte, Bd. 37 (Berlin: Duncker & Humblot, 1990); Joseph Borkin, Die
unheilige Allianz der I. G. Farben: Eine Interessengemeinschaft im Dritten Reich, Ubs. Bern¬
hard Schulte (Frankfurt, M.: Campus, 1979); DBI11, 3: 1041.
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