nach, die Speyer den Nationalsozialisten bei der Reichstagswahl vom 5. März
1933 verpasst hatte."4 Anfang Dezember 1933 eröffnete Bürckel die „neue“
PGFW in Neustadt. Er polemisierte gegen den „Intellektualismus der Juden“ und
ermahnte die Wissenschaft, „nicht losgelöst vom Volk und dessen Wert zu doktri-
nieren“, sondern „als Ergebnis des Blutwertes das Volk und zwar ausschließlich für
Erhaltung dieses Blutwertes zu führen“.11' In gespreizten Worten verlangte Emrich,
„daß die neue Gestalt der Wissenschaft bekenntnishaftes Nichtanderskönnen,
innerer Zwang, seelische Notwendigkeit des Wissenschaftlers selber“ sein solle."6
Für Kölsch war Denken ein „schöpferischer Akt unseres Blutes“. Über die
Wissenschaft wusste er zu berichten, dass sie nichts anderes sei „als die Bewußt-
machung des in den ersten Sagen und Märchen der germanischen Frühzeit schon
angelegten Mythos von der Heiligkeit des Blutes und der Rasse“." Herrigel lobte
die Hierarchisierung der nationalsozialistischen Weltanschauung: „[...] die
Menschen erscheinen gespalten in Herren- und Sklavenseelen, in Arier und
Semiten; ja sogar mißt man der Entgegensetzung von östlichem und westlichem
Menschentyp Wert bei.“"* Als intellektuellen Höhepunkt der Neueröffnung der
PGFW sang man, wie auf allen künftigen Tagungen, das Deutschland- und das
Horst-Wessel-Lied.114 119
Ende 1933 bestätigte das bayerische Kultusministerium den Umbau der PGFW
und die neuen Mitglieder.120 Die Gesellschaft hatte jetzt sechs Abteilungen:
Philosophie und Pädagogik, Rassenkunde, Geschichte und Kunstgeschichte,
Deutsche Sprache und Volkskunde, Staats- und Wirtschaftskunde und Natur¬
wissenschaften.121 Der 1904 in Unna geborene Nichtakademiker Emil Franz
Rasche wurde stellvertretender Vorsitzender der PGFW und übernahm ihre
deutsche Provinz während der nationalsozialistischen Terrorherrschaft, Hg. Gerhard Nestler,
Hannes Ziegler (Landau: PVA, 1993), 87-117, hier 89.
114 Schepua, „Sozialismus der Tat‘ ...“, 562; Rödel, „Rolle Speyers“, 265-74; Norbert Ohler,
„Speyer in der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur, zur Zeit des Zweiten Weltkrieges und am
Beginn des demokratischen Aufbaues (1933-1945)“, Geschichte der Stadt Speyer, Hg. Stadt
Speyer, Red. Wolfgang Eger, 2., durchges. Aufl. (Stuttgart: Kohlhammer, 1983), 2: 355-463, hier
361-64; Hans Fenske, „Speyer in der Weimarer Republik (1918-1933)“, ibid., 293-354, hier 346-
50; Meinzer, „Pfalz wird braun“, 40-41; Rudolf Haas, Hansjörg Probst, Die Pfalz am Rhein: 2000
Jahre Landes-, Kultur- und Wirtschaftsgeschichte, 4. Aufl. (Mannheim: SVA, 1984), 213.
115 Josef Bürckel, „Volk und Geist“, Völkische Wissenschaft [1] (1934), 6-8, hier 8, 7.
116 Emrich, „Wissenschaft in der Zeitenwende“, 10.
117 Kölsch, „Wissenschaft im Gesamtgefüge“, 18, 19.
118 Eugen Herrigel, „Die Aufgabe der Philosophie im neuen Reich“, Völkische Wissenschaft [1]
(1934), 26-31, hier 29.
119 BayHStA, MK 15551: Einladung v. 2.12.1933 zur Festsitzung der PGFW am 9.12.1933; cf.
BayHStA, MK 15552: Frühjahrstagung der PGFW am 21.4.1934.
120 BayHStA, MK 15551: Emrich an Fischer v. 14.12.1933; Applegate, Nation, 210.
121 BayHStA, MK 15551: Emrich, Neuordnung der PGFW v. 31.7.1933, 5. 1938 wurden die
PGFW-Abteilungen umbenannt: „Weltanschauung und Erziehung“, „Rassen- und Sippenfor¬
schung“, „Geschichte“, „Volks- und Sprachforschung“, „Raumforschung“ und „Naturforschung“;
BayHStA, MK 15552: Emrich an BayKM v. 18.5.1938; cf. Fr. Christmann, Emrich, Vollsitzung
der PGFW am 30.6.1938 [4].
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