PGFW-Mitglied Kurt Baumann (1909-83).605 Er betonte die Notwendigkeit einer
zentral gesteuerten saarländisch-pfälzischen Landeskunde, deren völkisch-politi¬
sche Grundlagen und neue Aufgaben. Die saarländische Landes- und Heimat¬
forschung, „die sich in den letzten Jahren immer mehr von der engen örtlichen
Begrenztheit zur umfassenderen deutschen Land[e]s- & Volkskunde“ entwickelt
habe, müsse künftig noch stärker von der Politik in Dienst genommen werden.
Vorbei seien die Zeiten, da „gewisse heimatkundliche Vielschreiber im Abdruck
von völlig belanglosen alten Papieren und Druckschriften, in der Darstellung von
Vorgängen, die ohne jede Beziehung zum Volkstum selbst waren, in zahlreichen
qualitativ minderwertigen Einzelschriften und Spezialarbeiten die einzige Er¬
füllung aller heimatkundlichen Aufgaben sahen.“606
Baumanns Konzeption von der neuen Landesgeschichte ähnelte stark der seines
Lehrers Raumer, der sich ebenfalls gegen die lokale Beschränkung der Ge¬
schichtswissenschaften aussprach. 20 Jahre später wird Baumann den Niedergang
der regionalen Landeskunde unter dem Nationalsozialismus bedauern, ohne darüber
Rechnung abzulegen, dass er sich hieran durch sein Grundsatzreferat mitschuldig
gemacht hatte.607 Baumann setzte sich ferner für ein effizienteres Zensurverfahren
ein. Tageszeitungen und Heimatverlage sollten beraten werden, damit sie „alle un¬
geeigneten Veröffentlichungen, die die neuen Voraussetzungen nicht“ erfüllten,
zurückwiesen. Auf die Schaffung eines organisatorischen Rahmens hingegen wurde
verzichtet,608 da die Neustädter Gauleitung im Herbst 1935 ohnedies die Ein¬
verleibung der gesamten saarländischen Wissenschaft in die PGFW einleitete.609
Saarländisch-pfälzische Zukunftsplanung
Gleichzeitig entstanden an der Saar Entwürfe für die künftige saarländisch-pfälzi¬
sche Wissenschaftslandschaft. Sante stattete der pfälzischen Gauleitung und dem
Berliner Kultusministerium einen Bericht610 über die Intention und das wichtigste
Schaffen der SFG ab. In schüchternen Anführungsstrichen streute Sante das Wort
„Westmark“ ein, von dem er nicht wusste, ob er es auf Bürckels Machtbereich
einschränken oder in der gewohnten Weise auf das ganze linksrheinische Gebiet
anwenden sollte (ein halbes Jahr zuvor hatten Sante und Bongard den Begriff
605 LASb, SM 45: Rundschreiben Hellwigs v. 8.10.1935. Das Referat erschien entgegen dem
Vorhaben Baumanns und Emrichs nicht in der VW, Hellwig an d. Verf. v. 6.2.2000. Zu Bau¬
mann: Das große Pfalzbuch, Hg. Karl-Friedrich Geißler, Jürgen Müller, Roland Paul, 7., völlig
überarb. Aufl. (Landau: PVA, 1995), 540-41.
606 LASb, SM 45: (Hellwig, Sitzung d.] „Arbeitsgemeinschaft für saarländisch-pfälzische Lan¬
deskunde“ am 3.10.(1935].
607 Baumann, „30 Jahre“, 16.
608 LASb, SM 45: [Hellwig] Arbeitsgemeinschaft am 3.10.(1935].
609 LASb, SM 45: Rundschreiben Hellwigs v. 8.10.1935.
610 HessHStA, 1150/63: Sante an Kölsch v. 1 1.3.1935; cf. Sante via Emrich an Bürckel, cf.
Sante an Gürich v. 11.3.1935.
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