Full text: Volk, Reich und Westgrenze (39)

Universität Heidelberg.451 Den Lehrstuhl, für den er in den letzten Kriegsmonaten 
zur Diskussion stand, bekam er nicht mehr.452 454 Er blieb nach dem Krieg an der 
Universität Heidelberg und erhielt 1951 eine außerplanmäßige Professur am Geo¬ 
graphischen Institut. In den 1960-er Jahren leitete er die Landeskundliche 
Abteilung des Instituts für fränkisch-pfälzische Geschichte und Landeskunde.455 
Hermann Overbeck starb am 14. November 1982 in Heidelberg. 
Kritik am PA\a.s-Projekt 
Das Atlas-Vorhaben wurde in Deutschland keineswegs allseits begrüßt. Über die 
kartographische Methode bestanden in der WFG Meinungsverschiedenheiten.4"4 
Der Vorsitzende der Zentralkommission für wissenschaftliche Landeskunde von 
Deutschland, Friedrich Metz, äußerte nationalpolitische Bedenken gegen ein Saar¬ 
atlaswerk. Er fürchtete, dass eine unverblümte Darstellung der Wirtschafts¬ 
beziehungen der Saarlande eine ökonomische Verbindung mit Frankreich zu Tage 
fördern könne. Ihn schreckte das Beispiel einer Industriekarte Elsass-Lothringens 
von Werner Gley ab: „Statt der rheinischen Zusammenhänge sind dort die mit 
Frankreich dargestellt!“ Die WFG setzte durch, dass der Saar-Atlas von der Zen¬ 
tralkommission überprüft wurde, und Overbeck änderte einzelne Karten zu Metz’ 
Zufriedenheit.455 
Seit 1930 opponierte Steinbach gegen das Projekt. Er konnte an der Saar nicht 
genug eigene kulturelle Kräfte entdecken; alle Erscheinungen seien nur Aus¬ 
schnitte oder Ausläufer rheinisch-westdeutscher Einflüsse.456 Daher plädierte er 
für deren Einbindung in ein Kartenwerk aller Westgrenzfragen. Er witterte, wie 
Sante vermutete, hinter dem Saar-Atlas saarländischen Regionalismus: „Stein¬ 
bach fühlt mit aller Deutlichkeit, wie wir im Saargebiet auch auf dem Felde der 
Wissenschaft selbständig und selbständiger werden, und vermutet in mir einen 
primus motor. Aus seinen Worten hörte ich aber die allgemeine Besorgnis rheini¬ 
scher Politiker[,] dass das Saargebiet nach der Rückgliederung nicht mehr als 
Anhängsel in dem Regierungs-Bezirk Trier sich einfügen lasse [,..].“457 
Steinbach befahl im IGL, dass alle Verhandlungen mit den Saar-Atlas-Heraus¬ 
gebern den Schreibtisch eines Abteilungsleiters zu passieren hätten und zog 
schließlich Niessen von der Atlasmitarbeit zurück. Das preußische Kultusministe¬ 
rium brachte Steinbach Ende 1932 zur Räson und Niessen lieferte seinen Beitrag 
451 DBA //, 977: 129. 
4"2 Am 15.12.1944 meldete die Partei-Kanzlei, dass sie „in politischer] Hinsicht keine Ein¬ 
wendungen“ gegen die Ernennung Overbecks zum Professor habe; BDC, Overbeck. 
453 Hesse, Professoren, 552. 
454 PAAA, R60270, f. E061531: Bericht über die Tagung der RFG v. 31.1.-2.%. 1932, 19. 
455 HessHStA, 1150/75: Metz an Sante v. 20.5.1931; PAAA, R60270, f. E061532: Tagung der 
RFG [= WFG] v. 31.7.-2.8.1932, 20; cf. Fahlbusch, Wissenschaft, 68. 
456 HessHStA, 1150/69: Sante an Aubin v. 9.7.1931, 4. 
457 HessHStA, 1150/68: Sante an Bongard v. 4.8.1930, 1-2. 
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