waren eingeweiht.4'9 Erst im September 1932 berichteten Aubin, Sante und
Overbeck der Mitgliederversammlung über den Aufbau des Kartensystems, die
Richtlinien und Methoden. Niemand beklagte sich über die Informationspolitik
des Vorstandes; in der SFG herrschte Einigkeit über die nationalpolitische
Notwendigkeit des Saar-Atlasses und seiner Geheimhaltung.4211
Die Mitglieder der WFG waren erst einen Monat zuvor auf der Trierer Saartagung
von Sante und Overbeck über den Saar-Atlas unterrichtet worden. Ihre beiden
Beiträge vermitteln die Sicht der deutschen Westforschung auf das deutsch¬
französische Verhältnis und die Beweggründe für den Saar-Atlas, seine Methoden
und Inhalte.419 421 Sante kam nicht ausdrücklich auf den Saar-Atlas zu sprechen,
bereitete aber das Feld Für das anschließende Referat Overbecks. Im Zusammen¬
hang mit der These vom französischen Drang zum Rhein erläuterte Sante die
französische Kulturpropaganda der pénétration pacifique und ihre wissenschaft¬
liche Beeinflussung der Saarlande durch verschiedene im Dienst der französi¬
schen Politik stehende Vereinigungen, besonders durch die Société des amis des
pays de la Sarre, die als „Vorposten französischer Wissenschaft im Saargebiet“
die ,,Fundamente[...] der historischen Ansprüche“ lege. Historische Darstellungen
durch die französische Propaganda fassten „alle französischen4 Zeiten zu einer
Reihe zusammen“, um zu beweisen, „daß Frankreich die Saarlande besessen“
habe. Sante erkannte darin den Versuch, eine unabhängige und zwischenstaatliche
Stellung des Saargebietes zu begründen und den Status quo zu festigen, und griff
die französische Behauptung an, sich an der Saar gegen einen deutschen Angriff
auf die europäische Nachkriegsordnung verteidigen zu müssen. Die deutsche Ge¬
genpropaganda bewege sich auf sichererem Terrain. Im kulturellen und volkstüm¬
lichen Bereich könne man leicht an die tatsächliche Verbundenheit der saarlän¬
dischen Bevölkerung mit Deutschland anknüpfen und „das Deutschtum in allen
Formen zum Schwingen“ bringen. Als Beispiel beschrieb Sante die Rückglie¬
derungspropaganda der von ihm gegründeten Arbeitsgemeinschaft Saarländischer
Heimatvereine und Museen. Um das politische Ziel, die Rückgliederung des
Saargebietes, zu erreichen, empfahl Sante, das französische Vorbild eines Comité
d’études oder einer Société des amis des pays de la Sarre, von wissenschaftlicher
Tätigkeit mit nationaler Aufgabenstellung nachzuahmen und bat die Politik um
„bestimmte Richtlinien“.422
419 Die Ausgaben für den Saar-Atlas tauchten förmlich erst bei der Schlussabrechnung im
Herbst 1935 auf; BABL, R8037/1: Laufende Kredite der SFG, Rechnungsjahr 1934/35; Lins¬
mayer, Politische Kultur, 359, 504.
420 LASb, SM 12: Schmidt-Ott, Aubin, SFG-Mitgliederversammlung am 10.9.1932, 9-10; cf.
HessHStA, 1150/57: Sante an Haslinde v. 9.10.1930 [1], Sante an Horion v. 28.10.1930, 1;
HessHStA, 1150/69: Sante an Aubin v. 9.7.1931, 1.
421 Fahlbusch, Wissenschaft, 432-33.
42~ BayHStA, MA 108204: Sante, „Französische Propaganda“, 5-7, 15-25, Zitate 6-7, 15, 23, 25.
122