hielt die Ergebnisse kartographisch fest. Der Abstimmungstermin rückte näher,
aber Sante konnte der SFG keine Forschungsresultate liefern.399
Steinbach schritt in der politischen Geschichte der Saar ohne Sante voran und
bearbeitete diese auf Anregung der WFG „im Rahmen der gesamten französi¬
schen Ostpolitik“, wozu er die Historiker Martin Herold und Niessen heranzog.
Gemeinsam veröffentlichten sie 1933 die Geschichte der französischen Saar¬
politik.400 Von zahlreichen Kartenskizzen unterstrichen skizzierte sie ein knappes
Bild von mehr als einem Jahrtausend französischen Ostdranges. Vermittels der
Bonner Kulturströmungstheorie und Steinbachs These einer massenhaften fränki¬
schen Siedlung in Nordfrankreich wurde „der romanische Gegenangriff14 im
frühen Mittelalter geschildert, der, gestützt durch die starke Wirkung südwest¬
europäischer Wirtschafts- und Verkehrsbeziehungen, die germanische Kultur der
Völkerwanderungssiedlung bis an die heutige Sprachgrenze zurückgeschoben
habe. Spätere politisch bedingte Verschiebungen hätten „an der Grenze die alte
völkische Grundlinie nirgends mehr umwerfen können“. Wenn Frankreich aber
weiterhin das „Lebensrecht des eigenständigen Volkes“ innerhalb seines Staats¬
gebietes missachte, - gemeint waren hier die Elsass-Lothringer - sei „die ganze
Volksdeutsche Front“ jenseits der Staatsgrenze gefährdet. Der Sieg des National¬
sozialismus verspreche, die Bedrohung abzuwenden: „Unsere Hoffnung richtet
sich darauf, daß die Wellen der völkischen Revolution mit Naturgewalt über die
künstlichen und willkürlichen Staatsgrenzen hinüberschlagen, daß aus den Tiefen
des unverfälschten Volkstums doch noch die Kräfte aufsteigen, die der geistigen
Verkrüppelung im Gefolge der Ueberfremdung unerbittlichen Kampf ansagen und
das bodenständige Volk zur Selbstbestimmung führen.“401
Sante fasste Steinbachs Einmischung in seinen Forschungsbereich als Affront auf.
Doch er selbst war 1935 nicht über den Stand archivalischer Vorarbeiten hinausge¬
kommen. Seine Teilergebnisse brachte er in diverse Vorträge, Aufsätze, Saarschu¬
399 HessHStA, 1150/63: Sante an Aubin v. 28.3.1935; LASb, SM 12: Aubin, Wissenschaftliche
Unternehmungen der SFG 1.10.1929-30.9.1930, 5-6 u. v. 1.10.1930-30.9.1931,4.
400 PAAA. R 60272, f. E061746: Jahresbericht der RFG für 1933, 4; cf. LASb, SM 12: Aubin
[et al.], Mitgliederversammlung der SFG am 2.10.1933, 5; Martin Herold, Josef Niessen, Franz
Steinbach, Geschichte der französischen Saarpolitik: Ausgangsstellung und Angriff - Von der
Saar zum Rhein - Wende und Wiederkehr, Veröffentlichungen aus dem Institut für ge¬
schichtliche Landeskunde der Rheinlande an der Universität zu Bonn (Bonn: Röhrscheid,
1934); Martin Herold, „Von Saarlouis zum Mont-Royal, von der mittleren Saar zur unteren
Mosel! Ein Wegstück französischer Rheinpolitik der Vergangenheit und Gegenwart“, Rheini¬
sche Vierteljahrsblätter, 3 (1933), 355-68, hier 368.
401 Herold, Niessen, Steinbach, Geschichte, 11. Die Idee vom eigenständigen Volk war dem
DSB-Theoretiker, Max Hildebert Boehm, Das eigenständige Volk: Grundlegung der Elemente
einer europäischen Völkersoziologie, unveränd. reprogr. Nachdr. Göttingen 1932 (Darmstadt:
WBG, 1965) entlehnt.
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