als die von Öllampen und Kerzen, es musste leicht anwendbar, hand¬
habbar und vor allem ungefährlich sein.75
Diesen möglichen Vorteilen des Leuchtgases standen jedoch vor allem
in den Anfangsjahren eine Reihe technischer Schwachstellen gegenüber.
Die Rohrleitungen waren oftmals undicht und verstopft, die Gasuhren
zu klein bemessen oder im Winter der Gefahr ausgesetzt, dass sie
einfroren. Die Gaslichter brannten infolgedessen oft matt und trübe,
die Flammen zuckten stoßweise oder erloschen ganz. Mangelhafte
Druckregler, ungenügender Gasvorrat sowie das Einfrieren der Gasbe¬
hälter bildeten erzeugerseitig Faktoren, die zur völligen Fanstellung der
Gaslieferungen führen konnten.76
Auch hatte sich die Gastechnik mit verschiedenen Vorurteilen ausein¬
ander zu setzen, so u.a. "das Gas verderbe die Guß und trockne sie aus". Un¬
tersuchungen ergaben aber, dass die Bildung von C02 nicht höher als
bei anderen Beleuchtungsmitteln lag. Dagegen stellte die Beseitigung
des Schwefelwasserstoffs aus dem Leuchtgas bis weit in die Mitte des
19. jahrhunderts ein ungelöstes Problem dar. Weiterhin hatte das Gas¬
licht mit dem Vorurteil zu kämpfen, es wirke sich nachteilig auf die Au¬
gen aus. Aber auch diese Behauptungen wiesen führende Gastechniker,
wie Blochmann zurück: "Die Erfahrungen liefern im Gegentheil den Beweis,
daß seitdem die Gasbeleuchtung überhaupt, und besonders in Schulen eingeführt,
eine Schwächung des Gesichts viel seltener beobachtet wird, als bei der früheren
schwachen und ungenügenden Kerpen- und Eampenbeleuchtungf. H
75 Zu den Vorteilen der Gastechnik: Accum (1815), S. 4 f.; Blochmann (1871), S. 37;
Schilling (1879), S. 4; Böhm (1905), S. 365 ff.
76 Vgl. Ilgen (1874), S. 201 ff.
Vgl. Blochmann (1873), S. 48; nach seinen Berechnungen war das Verhältnis von
Leuchtmittel und Bildung an Kohlensäure wie folgt (bei Erzeugung derselben Licht¬
menge):
Talgkerzen
Stearinkerze
Wachskerze
Wallratkerze
Paraffinkerze
Petroleum
Leuchtgas
247 Liter oder
177
167
149
127
100
141
6,18 %o stündl. Zuwachs CCE
4,42
4,175
3,74
3,48
2,50
1,97
78 Blochmann (1873), S. 49; auch Böhm (1905), S. VII ff.
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