C. Die Hausbeleuchtung bis zur Einführung der Gasbe¬
leuchtung
Die Herstellung von Beleuchtungsmaterialien gehörte bis ins 19. Jahr¬
hundert zur bäuerlichen Subsistenzwirtschaft. Zu den wichtigsten Be¬
leuchtungsmitteln dieser Epoche zählten Holz, Öl und Talg.
Insbesondere das Holz spielte bis in das letzte Jahrhundert eine heraus¬
ragende Rolle als Energielieferant; die Bezeichnung "hölzernes Zeitalter"
stammt nicht von ungefähr. Holz verfügt nicht nur über hervorragende
Eigenschaften als Bau- und Werkstoff, als Brennmaterial zum Kochen
und Heizen, sondern diente auch als Beleuchtungsmittel.lS Hierzu eig¬
nete sich insbesondere das Kienholz, das harzhaldge Holz der Nadel¬
bäume. Die fünf Zentimeter dicken und bis zu einem Meter langen
Kienspäne wurden im Wald gesammelt, getrocknet und bei Bedarf in
der Wohnküche in eine Zange, den so genannten Spanleuchter, einge¬
spannt. Zu Füßen des Geräts befand sich ein Wassergefaß, um herun¬
terfallende Teile aufzufangen: "Der Spänebehälter bedurfte, sollte er
andauernd funktionieren, einer eigenen Person gur Pflege. An den langen Winter¬
abenden, wenn gesponnen und gewoben wurde, wurde dieses Geschäft von den größe¬
ren Kindern besorgt". 1 Mit der systematischen Bewirtschaftung des Waldes
im 19. Jahrhundert verlor dieses "kostenlose" Beleuchtungsmittel aber
an Bedeutung.'1 Zudem besaß die Kienspanbeleuchtung erhebliche
Mängel: neben der starken Rauchbelästigung, die mit dem Abbrennen
des Holzes einherging, dürfte auch die Lichtausbeute sehr dürftig
gewesen sein.
Daneben kam vor allem die Ölbeleuchtung zum Einsatz. Raps und Rü¬
ben wurden in eigenen Kulturen angebaut, andere Früchte im Wald ge¬
sammelt. Die ölhaltigen Substanzen wurden in Pressen mit hohem Ar¬
beitsaufwand gewonnen und in Lampen gebrannt. Das Bevölkerungs¬
wachstum, die Realteilung und die dadurch bedingte Landknappheit
sowie die fortschreitende gesellschaftliche Arbeitsteilung setzten dem
großflächigen Anbau der Pflanzenkulturen jedoch Grenzen. Zudem
wirkte sich bei den Öllampen nachteilig aus, dass sie i.d.R. weder über
eine Vorrichtung zur Dochtverstellung noch über eine Zugregulierung
zum Einstellen der Lichtstärke verfügten. Auch machte sich negativ
bemerkbar, dass sie einen unangenehmen Geruch verbreiteten. Man
^ Zur Bedeutung des Holzes in der Technikgeschichte vgl. Radkau (1987); zur
regionalen Bedeutung des Holzes Schmidt (2002)
59 Meringer (1906), S. 41 f.; auch Bloch (1925), S. 6
(^ Zur Reglementierung der Waldnutzung in der Saarregion: Ebert (1987), S. 44 ff.
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