auf Öl um, sie erfolgte wieder in städtischer Regie und wurde über eine
Steuer finanziert. Erst im Laufe des 18. Jahrhunderts setzte sich die öf¬
fentliche Beleuchtung in den deutschen Großstädten allgemein durch:
1711 in Frankfurt, 1785 in Hannover, 1792 in Nürnberg, 1794 in Köln
und 1795 in Lübeck.33
Als erste Stadt der Saarregion erhielt Saarbrücken eine Straßenbe¬
leuchtung. Die Aufstellung von Öllampen entsprang hier aber weniger
dem Sicherheitsbedürfnis infolge nächtlicher Überfälle, sondern eher
dem Repräsentationsbedürfnis des Landesfürsten Wilhelm Heinrich:
Die nächtliche Beleuchtung bildete ein prägendes Element der städte¬
baulichen Neugestaltung und des Wandels von der Festungsstadt zur
glanzvollen Barockstadt und sollte die Weltoffenheit und Innovations¬
freudigkeit des Herrschers demonstrieren.34 Das Öl stammte von dem
Sulzbacher Harzwerk, wo der Fürst seit 1761 eine Anlage zur Gewin¬
nung von Koks, Teer und Öl unterhielt. Mit dem dort gewonnenen Öl
beleuchtete man die öffentlichen Plätze und Straßen, "brauchte es aber
%ulet^t wegen seinem großen Gestank, den es von sich gibt, noch blos gur Erleuch¬
tung der steinernen drücke, welche Saarbrücken mit St. Johann verbindet, womit
man nun auch, da die Destillation nicht weiter fortgegangen, aufgehört hatL35
Nach dem Tod des Fürsten Wilhelm Heinrich im Jahre 1768 legte sein
Nachfolger die Fabrik still, sodass aller Wahrscheinlichkeit nach die
Saarbrücker Straßenbeleuchtung eingestellt wurde.
Nur kurze Zeit später, im Jahre 1774, folgte Saarlouis dem Beispiel ih¬
rer Nachbarstadt. Dort stellte die Stadt an den Straßenecken 30 Later¬
nen auf, die abends mit Öl gefüllt und angezündet wurden.36 Da es sich
bei Saarlouis um eine französische Festungsstadt handelte, erfolgte die
Beleuchtung vor allem aus militärischen Gründen. Vermutlich gab aber
auch Saarlouis die öffentliche Beleuchtung noch im Laufe des 18. Jahr¬
hunderts auf.
Während der französischen Herrschaft an der Saar stellten Saarbrücken
und St. Johann 1810 erneut mit Öl betriebene Straßenlaternen auf.37
Aus einem Schreiben von 1822 geht hervor, dass die beiden Städte
33 Vgl. Hundert Jahre Gaswerk Nürnberg (1947), S. 7; Gas-, Elektrizitäts- und Was¬
serwerke der Stadt Köln (1950), S. 29; 100 Jahre Lübecker Gasversorgung (1954), S.
16; Main-Gaswerke (1978), S. 51; Grohmann (1991), S. 25
34 Vgl. zum zeitgeschichtlichen Kontext Stahl (1966), S. 79 ff.
35 Habel (1779), S. 162 ff., zitiert nach Hasslacher (1884), S. 65; auch bei Schmitt
(1987), S. 28; Handel (1924), S. 18
36 Vgl. Schu (1980), S. 36
3 Vgl. Ruppersberg (1913), S. 395; Burg (1999), S. 496 behauptet fälschlicherweise,
dass Saarbrücken und St. Johann 1810 erstmals Straßenlaternen aufstellten.
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