Gasanteil an der Verstromung auf 15 Prozent ausbauen und sich
deshalb günstige Bezugskonditionen für ausländisches Erdgas sichern
wollte. Vor dem Hintergrund, dass 1999 die Lieferverträge zwischen
RWE-Beteiligungsgesellschaften und Thyssengas ausliefen, sollte
zudem auf diesem Wege ein Wechsel des Lieferanten verhindert wer¬
den. "Auch die marktbeherrschende Stellung von RWE als Strom lieferant würde
auf der Ebene der Weiterverteilung an Regionalversorger sowie der Eet^tverteilung
an Industrie und Stadtwerke verstärkt“66 Während Großkunden von RWE
vorher noch die Möglichkeit besaßen, günstige Sonderkonditionen von
Thyssengas wahrzunehmen, um Gas in GuD-Ivraftwerken zu verströ¬
men, entfiel dieser potentielle Wettbewerb infolge dieser Beteiligung
praktisch. Mit dem Abschluss eines Liefervertrages der Thyssengas mit
der British Gas Trading über drei Mrd. Kubikmeter Erdgas aus der
britischen Nordsee konnte indirekt auch RWE seine Bezugsquellen
weiter diversifizieren.67 Mit der Fusion der RWE AG und der VEW
AG im Jahre 2001 sicherte sich der RWE-Konzern zudem den Zugriff
auf die WFG Westfälische Ferngas AG, den größten regionalen Gas¬
verteiler in Deutschland. Binnen weniger Jahre entstand das mit Ab¬
stand zweitgrößte deutsche Erdgasunternehmen, dessen Versor¬
gungsgebiet sich auf weite Teile Nordrhein-Westfalens und Nieder¬
sachsens erstreckt. Mit der Zustimmung der kommunalen Aktionäre
der RWE Gas zur Übertragung der kommunalen Anteile auf die RWE
Energy7 AG im Jahre 2003 gilt nun auch formal die Verschmelzung zu
einem integrierten Energiekonzern als abgeschlossen. Den Zugriff auf
eigene Gasressourcen will RWE zukünftig verstärkt auch im Kraft¬
werksbereich nutzen. Strategisch wird der Einstieg des Essener Kon¬
zerns bei der RAG-Tochtergesellschaft Steag angestrebt, die ab Anfang
2005 den Kern einer neuen Energiesparte der RAG bilden soll.68 Diese
Übernahmen bilden jedoch nur einen Zwischenschritt auf dem Weg
des RWE zu einem europaweiten Player in der Gaswirtschaft. Durch
die Übernahme vor allem der tschechischen Transgas sowie der
niederländischen Obragas und Intergas verzeichnete RWE bereits 2002
66 Frankfurter Allgemeine Ztg. vom 3.4.1997: Tauschgeschäft von RWE und Bayern¬
werk um Thyssengas in Gefahr
67 Die Welt vom 1.10.1998: Thyssengas bezieht britisches Nordseegas
Süddeutsche Ztg. vom 9.6.2000: Erdgas als Wärmelieferant Nummer eins;
Frankfurter Allgemeine Ztg. vom 28./29.4.2001: RWE Gas schaltet auf Expansion;
Financial Times Deutschland vom 14.5.2001: Gaskonzerne schlecht vorbereitet;
Frankfurter Allgemeine Ztg. vom 5.6.2004: Energieverbund von RAG und RWE;
Handelsblatt vom 7.6.2004: RWE nimmt nur 25 Prozent von Steag
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