Grenze bei Wildenranna.48 Die bisher aufwendigste Transporteinrich¬
tung, die den Erdgaslieferungen aus Norwegen vorausging, ist die 440
Kilometer lange Unterwasserpipeline nach Emden (Norpipe), die
1986/87 im Zuge weiterer Bezugsverträge aus der nördlichen Nordsee
um ein 880 Kilometer langes Pipeline-System ergänzt wurde.
Verlief bis Ende der 80-er Jahre die Zusammenarbeit zwischen den
Gasunternehmen und anderen Energiekonzernen sowie zwischen den
bis dahin staatlichen Energiekomplexen in Osteuropa und den westli¬
chen Energiemultis vor allem im Rahmen von Lieferverträgen, wachsen
die Konzerne seit Anfang der 90-er Jahre innerhalb der EU, aber auch
zwischen dem ehemaligen Ostblock und Westeuropa zusammen.
Ausschlaggebend ist dabei zum einen das Bemühen der westlichen
Konzerne, sich in den Staaten Osteuropas wie beispielsweise Polen,
Tschechien, Slowakei und Ungarn neue Absatzfelder aufzubauen, aber
auch die Strategie der einst national operierenden Gasversorgungsun¬
ternehmen sich zu international agierenden Energiekonzernen weiter¬
zuentwickeln. Dabei beabsichtigen die westlichen Energiekonzerne, ob
aus der Mineralöl- oder Gasbranche, ihre Angebotspalette um sämtliche
Energiesparten wie Mineralöl, Erdgas und Strom zu erweitern. Zugleich
nimmt die vertikale Integration, d.h. der Zugriff auf die Förderung, den
Transport und den Verkauf der Energieträger zu. Zum anderen aber
sehen die meisten Regierungen in Osteuropa keine Alternative zur
wenn auch allmählichen Öffnung der ehemals staatlich kontrollierten
Energiekomplexe für westliche Finanzierungen und zur Beteiligung an
den mittlerweile privatisierten Energieriesen. Diese Öffnung resultiert
aus dem chronischen Kapitalmangel sowie den Expansionsplänen der
osteuropäischen Konzerne. Diese Kooperation geht mittlerweile über
den Abschluss von Lieferverträgen hinaus und umfasst unterschiedliche
Strategien. Nahe liegend ist die Beteiligung am Aktienkapital wie es
erstmals um die Jahreswende 1995/95 ein eigens gegründetes Konsor¬
tium aus Ruhrgas AG und VEW Energie AG wahrnahm. Dieses er¬
warb Anteile an der Gaswerke Budapest AG (FÖGAZ) und der
Südtransdanubische Gasversorgung AG (DDGAZ), um zusammen mit
Gasversorgungsunternehmen in Polen, der Tschechischen Republik
und Ungarn die Umstrukturierung und Modernisierung der dortigen
Gaswirtschaft zu forcieren.
48 Ruhrgas (1994), S. 9
418