war, spiegelten die Gasbezugskosten über die Kohlenklausel durchaus
die realen Kostenverhältnisse wider. Gas gehörte infolgedessen zu den
Gütern des täglichen Bedarfs, die zwischen 1938 und 1951 die nied-
rigsten Preissteigerungsraten verzeichneten. Stiegen z.B. die Preise für
Kohle im angesprochenen Zeitraum um 172 Prozent, für Butter um 90
Prozent und für eine Straßenbahnfahrt um 50 Prozent, entsprachen die
Gaspreise 1951 noch dem Niveau von 1938.357
Gleichzeitig versuchten neben den Militärbehörden und dem Kontroll¬
rat nun auch die Landkreise und Kommunen auf die Preispolitik der
SFG Einfluss zu gewinnen. Das eigentliche Preisproblem, so der
Neunkircher Bürgermeister in einem internen Protestschreiben, bestehe
darin, dass für das Gas nicht gleichzeitig auch der Bezugspreis festliege.
Vielmehr setzten die Lieferanten, Saarhütten und Régie des Mines, alles
daran, Preise zu erzielen, die die Wirtschaftlichkeit der Gemeindebetrie¬
be schwer belasteten: "Bei einem vorgesehenen Bezugspreis von etwa 6 Frs. cbm
und einem vorgeschriebenen Abgabepreis von 8,25 begw. 9 Frs. ergibt sich eine
Bruttoverdienstspanne von 2-3 Frs. cbm. Mit dieser Spanne können weder die un-
abstellbaren Verluste noch die Verteilungskosten gedeckt werden. Notwendige Er¬
neuerungen und Erweiterungen sind unmöglich"r.358
Angesichts solcher Geschäftsbedingungen konnte die SFG nicht kos¬
tendeckend arbeiten. Der völlig unzureichende Gewinnaufschlag, die
hohen Instandsetzungskosten infolge Kriegsschäden359 sowie die man-
A Stadtverband Sbr. 8 1 3/03 Bd. 2: Preisentwicklung im Saarland von 1938 bis
1951
A Stadtverband Sbr. 8 1 3/05: Blank an Landrat Michely vom 24.2.1948; auch
Neue Zeit vom 4.3.1948: Das Gas ist zu teuer!
d59 jn ancieren Regionen Deutschlands hatte auch im Saarland der Krieg umfang¬
reiche Zerstörungen der Gasversorgungseinrichtungen, sowohl der Erzeugungsanla¬
gen als auch die Transportleitungen, zur Folge. Die Schäden an Rohrleitungen, Kom¬
pressionsanlagen sowie der Schwefelreinigungsanlage in Homburg beliefen sich nach
einer Aufstellung der SFG von Ende 1945 auf über eine Mio. RM. Unberücksichtigt
blieben in dieser Aufstellung auch die Bombenschäden der Kokereien und der örtli¬
chen Verteilungsanlagen, ln Saarbrücken waren am Kriegsende die Versorgungslei¬
tungen an vielen Stellen unterbrochen, infolge der Sprengung sämtlicher Brücken zu¬
dem die einzelnen Stadtteile in ihrer Versorgung isoliert. Die beiden Gaslieferanten,
die Haiberger und Burbacher Hütte, hatten bereits Ende 1944 den Betrieb eingestellt.
Alle vier Gasometer der Stadt mit einem Fassungsvermögen von 43.000 Kubikmeter
stellten sich als unbrauchbar heraus: der Gaskessel in der Schützenstraße total ausge¬
brannt, die beiden Gaskessel in Burbach durch Bombeneinwirkung und Splitter völlig
durchlöchert, lediglich der Gasometer in der Heuduckstraße war mit leichteren Schä¬
den davongekommen. Die vor dem Krieg bestehenden 1800 Gaslampen waren alle
mehr oder weniger zerstört. Seit Anfang Oktober 1945 brannten in einzelnen Straßen
von St. Johann und Alt-Saarbrücken wieder einige Lampen. Im Oktober 1945 konnte
ein kleiner Teil von Alt-Saarbrücken mittels einer Notleitung über die Alte Brücke
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