Full text: 75 Jahre Saar Ferngas AG

kommunalen Besitz zu übernehmen.180 Auch in Neustadt beteiligte sich 
die Stadt an der "Gasanstalt Neustadt". Ihr Anteil am Aktienkapital in 
Höhe von 75.000 Gld. betrug 25.000 Gld. 
Aus rein privaten Gründungen gingen hingegen die Gaswerke in Zwei¬ 
brücken, Landau und Grünstadt hervor. In Zweibrücken erwog die Stadt 
zunächst, der 1860 gegründeten "Actien-Gesellschaft für Gasbeleuch¬ 
tung" beizutreten, doch zog sie ihr schon eingezahltes Kapital wieder 
zurück, weil die finanzielle Lage der Stadt sehr angespannt war, und es 
ihr nicht ratsam schien, "eine Gemeinde in eine Spekulation hineinspupe- 
hen".m Die Gasanstalt in Landau, die 1861 in Betrieb ging, gehörte der 
"Landauer Gasbereitungs-Gesellschaft", einer rein privaten Aktienge¬ 
sellschaft. Nach Ablauf von 50 Jahren sollte die Anstalt unentgeltlich an 
die Stadt übergehen, sie durfte laut Konzessionsvertrag den Betrieb 
aber nicht als kommunale Einnahmequelle betrachten, sondern sollte 
den Gaspreis so festlegen, dass dieser nur die Betriebs- und Verwal¬ 
tungskosten abdecken sollte.182 Ein Sonderfall bildete die Stadt Oggers¬ 
heim, die seit 1862 von der Gasanstalt des Handelshauses König & Herf 
beliefert wurde.183 Die technische Ausführung der Rohrleitungen ließ 
aber vieles zu wünschen übrig, weshalb zahlreiche Leckagen und damit 
hohe Gasverluste auftraten. Das Gaswerk stellte deshalb schon 1878 
seinen Betrieb ein. Die privaten Gasanstalten in Kusel (1889), Haßloch 
(1902), Mußbach (1907), Rülzheim (1908) und Hettenleidelheim (1909) er¬ 
richteten überregionale Firmen wie die Aktiengesellschaft für Gas und 
Elektrizität in Köln, die Berlin-Anhaltische Maschinenbau AG und die 
Firma Karl Francke aus Bremen.184 Die Betriebe blieben zunächst in 
Besitz der Privatfirmen, wofür die Gemeinden eine Konzessionsabgabe 
erhielten. Allerdings stand ihnen das Recht zu, die Anlagen nach einer 
Übergangszeit zu übernehmen. 
Rein kommunale Gründungen erfolgten in Ludwigshafen, Speyer, 
Lambrecht, Dürkheim und Pirmasens. Das erste kommunale Gaswerk 
entstand in Speyer. Schon in den 50er-Jahren bestanden von Seiten der 
Stadtverwaltung Pläne, eine derartige Anlage einzurichten, doch "verzö¬ 
gerten verschiedene überwiegende locale Interessen die Ausführung dieses Projectes. 
180 Schilling (1868), S. 102 f; Schilling (1896), S. 90 £; Sauer (1983), S. 85; Stadtwerke 
Frankenthal (1987), S. 4 f. 
181 Müller (1948), S. 143; vgl. auch Schilling (1868), S. 369; Schilling (1896), S. 340; 
Wilms (1956), S. 181; Gasversorgung (1973), S. 11; Kaul (1983), S. 59 
182 Vgl. Schilling (1868), S. 184; Schilling (1896), S. 161; Heß (1961) 
183 StA Ludw. Stadtratsprotokolle Oggersheim 1862-1869: Protokoll vom 29.6.1862; 
Schilling (1868), S. 250; Kreuter (1923), S. 90; Kreuter (1939), S. 57 
184 Ygi Schilling (1896), S. 160; Sartorius (1971), S. 146; Hemm (1977), S. 192; Zick¬ 
wolf (1987); Becker (1991), S. 2; Gemeinde Rülzheim (1991), S. 19 ff.; für Hettellei- 
delheim: Gemeinderatsprotokolle 1905-1927; Reinhard (o.J.), S, 145 
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