aufzubauen, weil sich die Öffentliche Hand (GGG) frühzeitig die We¬
gerechte gesichert hatte. Zugleich schied eine Lösung gegen die schon
im Kokereigashandel tätige GBG von vornherein aus, denn diese ver¬
fügte über zahlreiche Konzessionsgebiete und hatte mit sämtlichen
Gasproduzenten langfristige Lieferverträge abgeschlossen. Auch er¬
klärte sich die Berliner Gesellschaft nicht - wie etwa das RWE im
Ruhrgebiet - bereit, auf die unter ihrer Verfügung stehenden Liefer-
und Konzessionsverträge zu verzichten, sondern verfolgte eine eigen¬
ständige Unternehmenspolitik. Das Engagement in der saarländischen
Ferngasgesellschaft erklärt sich von daher rein unter taktischen Ge¬
sichtspunkten. Im Gegensatz hierzu muss die Position der Gaserzeuger
als sehr zurückhaltend eingestuft werden. Während sich in Rheinland-
Westfalen die Produzenten als treibende Kraft der Ferngasversor¬
gungspläne herauskristallisierten, reichte der Konsens der Saarhütten
allenfalls dazu aus, eine rein kommunale Ferngasgesellschaft zu verhin¬
dern. Ansonsten sahen sie ihre Interessen vor allem über die Koopera¬
tion mit der GBG gewahrt. Auf diese Weise entstand eine Mischgesell¬
schaft, in der sich weder die privatwirtschaftliche, noch die kommunale
Seite zur dominierenden Kraft entwickeln konnten.
2. Die Verhandlungen um die Belieferung von Hessen und die
Demarkation der Versorgungsgebiete
Der Erfolg der saarländischen Ferngasversorgung hing im Wesentli¬
chen davon ab, ob es gelang, neben der Pfalz weitere benachbarte Ge¬
biete für eine Versorgung mit Kokereigas aus dem Saargebiet zu ge¬
winnen. Da sowohl die badische und als auch die württembergische
Gaswirtschaft schon frühzeitig erkennen ließen, dass sie an der Stillle¬
gung ihrer Erzeugungsanlagen wenig Interesse besaßen und Ferngas le¬
diglich zur Deckung des Spitzenbedaris einsetzen wollten, kon¬
zentrierten sich die Bemühungen der saarländischen Ferngaswirtschaft
neben der Pfalz vorrangig auf Hessen.
In Hessen, das damals neben seinen beiden rechtsrheinischen Provin¬
zen auch das linksrheinische Rheinhessen umfasste, kam bis nach dem
Ersten Weltkrieg eine flächendeckende Gasversorgung nicht zustande.
Pläne, in den Provinzen Oberhessen und Starkenburg oder ausgehend
vom Mainzer Gaswerk Gruppengasversorgungen einzurichten, schei¬
terten mehrfach. Infolgedessen blieb die Gaserzeugung weitgehend
zersplittert, im "rhein-mainischen Städtekranz", der Frankfurt in einem
Radius von 30 Kilometer umgab, arbeiteten bis Mitte der 20er-Jahre
nicht weniger als 28 Gaswerke. Diese beschränkten sich auf die Beliefe¬
285