Full text: 75 Jahre Saar Ferngas AG

aufzubauen, weil sich die Öffentliche Hand (GGG) frühzeitig die We¬ 
gerechte gesichert hatte. Zugleich schied eine Lösung gegen die schon 
im Kokereigashandel tätige GBG von vornherein aus, denn diese ver¬ 
fügte über zahlreiche Konzessionsgebiete und hatte mit sämtlichen 
Gasproduzenten langfristige Lieferverträge abgeschlossen. Auch er¬ 
klärte sich die Berliner Gesellschaft nicht - wie etwa das RWE im 
Ruhrgebiet - bereit, auf die unter ihrer Verfügung stehenden Liefer- 
und Konzessionsverträge zu verzichten, sondern verfolgte eine eigen¬ 
ständige Unternehmenspolitik. Das Engagement in der saarländischen 
Ferngasgesellschaft erklärt sich von daher rein unter taktischen Ge¬ 
sichtspunkten. Im Gegensatz hierzu muss die Position der Gaserzeuger 
als sehr zurückhaltend eingestuft werden. Während sich in Rheinland- 
Westfalen die Produzenten als treibende Kraft der Ferngasversor¬ 
gungspläne herauskristallisierten, reichte der Konsens der Saarhütten 
allenfalls dazu aus, eine rein kommunale Ferngasgesellschaft zu verhin¬ 
dern. Ansonsten sahen sie ihre Interessen vor allem über die Koopera¬ 
tion mit der GBG gewahrt. Auf diese Weise entstand eine Mischgesell¬ 
schaft, in der sich weder die privatwirtschaftliche, noch die kommunale 
Seite zur dominierenden Kraft entwickeln konnten. 
2. Die Verhandlungen um die Belieferung von Hessen und die 
Demarkation der Versorgungsgebiete 
Der Erfolg der saarländischen Ferngasversorgung hing im Wesentli¬ 
chen davon ab, ob es gelang, neben der Pfalz weitere benachbarte Ge¬ 
biete für eine Versorgung mit Kokereigas aus dem Saargebiet zu ge¬ 
winnen. Da sowohl die badische und als auch die württembergische 
Gaswirtschaft schon frühzeitig erkennen ließen, dass sie an der Stillle¬ 
gung ihrer Erzeugungsanlagen wenig Interesse besaßen und Ferngas le¬ 
diglich zur Deckung des Spitzenbedaris einsetzen wollten, kon¬ 
zentrierten sich die Bemühungen der saarländischen Ferngaswirtschaft 
neben der Pfalz vorrangig auf Hessen. 
In Hessen, das damals neben seinen beiden rechtsrheinischen Provin¬ 
zen auch das linksrheinische Rheinhessen umfasste, kam bis nach dem 
Ersten Weltkrieg eine flächendeckende Gasversorgung nicht zustande. 
Pläne, in den Provinzen Oberhessen und Starkenburg oder ausgehend 
vom Mainzer Gaswerk Gruppengasversorgungen einzurichten, schei¬ 
terten mehrfach. Infolgedessen blieb die Gaserzeugung weitgehend 
zersplittert, im "rhein-mainischen Städtekranz", der Frankfurt in einem 
Radius von 30 Kilometer umgab, arbeiteten bis Mitte der 20er-Jahre 
nicht weniger als 28 Gaswerke. Diese beschränkten sich auf die Beliefe¬ 
285
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.